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Kurt Schwitters: Von -merz zu Kom-

\"Merz bedeutet, Beziehungen zu schaffen, am liebsten zwischen allen Dingen der Welt\", so Kurt Schwitters\ Definition seines Lebenskunstprojekts. Dagegen steht Ingried Bruggers schon jetzt geflügeltes Wort, Schwitters sei \"ein gänzlich unerotischer Künstler\". Kommt wohl auf den Blickwinkel an. Jedenfalls zeigt das Kunstforum hochrangige Arbeiten aus allen Werkphasen, von Kohlezeichnungen der \"Sturm\"-Zeit mit verzerrten Häusergruppen über das abstrakte Aquarell \"Aq. 12\", das der flüchtige Betrachter ohne Zögern Wassili Kandinsky zuordnen würde, bis zu den Landschaftsbildern des norwegischen Exils. Dazwischen das ganze Merz-Universum von Ölabstrichen, typografischen Montagen und klassischen Assemblagen, aber auch weniger bekannten Arbeiten aus den frühen dreißiger Jahren von größter formaler Klarheit und kompositorischer Harmonie. Spaß macht auch der begehbare Nachbau des ersten Merzbaus. Hier wie überall der liebevolle Zugang zum Material, eine zärtliche Beziehung zu den Remittenden des Konsums und -merzes. Der bürgerliche Mietshausbesitzer lebte in glücklichem Konkubinat mit der ernst genommenen Absurdität des Lebens und dem unbändigen Humor, der ihm innewohnte. Leidenschaften, die er teilte mit Theo van Doesburg und Raoul Hausmann, die ihn aber dem übrigen Dada-Zentralrat zutiefst verdächtig machten. Dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack: Schwitters ist auf einen bildungsbürgerlich aufbereiteten schrulligen Bilderkleber und Bastler reduziert. Seine Ursonate oder auch nur \"Anna Blume\" wollte man den Besuchern offenbar nicht zumuten: Sie sind nur über den Audioguide (2,90 Euro) zu hören. Im Österreich-Raum wird\s abstrus, wenn Schwitters als Vorläufer des Aktionismus interpretiert wird. Wieso man Dieter Roth als Österreicher reklamiert, bleibt ebenso rätselhaft. Da Schwitters\ literarisches Werk ausgeblendet ist, wird sich andererseits die Bezugnahme Gerhard Rühms dem Laien nicht leicht erschließen. Bei einem Besuch am \"Familiennachmittag\" waren Teile der Ausstellung abgesperrt und der Rest bis auf zwei Kindergruppen menschenleer. Kein Wunder: Für einen Erwachsenen schlägt der Besuch mit Garderobe und Audioguide mit 12,50 Euro zu Buche.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Kurt Schwitters
15.03 - 16.06.2002

BA-CA Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 (1) 537 33/10-17
Email: office@kunstforum-wien.at
http://www.kunstforumwien.at


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