Iris Meder †,
mega: manifeste der anmaßung / forum für experimentelle architektur: Alles oder nichts, jedenfalls viel
\"mega\" will als Initialzündung einer Triennale der experimentellen Architektur das utopische Denken wiederbeleben. Stark simplifiziert wird dabei Utopie mit Megalomanie gleichgesetzt. Daneben verwendet man den Begriff \"mega\" auch in seinem inflationären Kontext aus Werbung und PR. Das kann alles und nichts heißen. Und wo Anmaßung als Entwurfsprinzip gefordert wird, ist ihr eigentlich schon der Wind aus den Segeln genommen. Manche der teilnehmenden Büros, großteils mit Namen, die nach jungen Hamburger Pop-Bands klingen, verweigern sich denn auch dem Größenwahn; etwa BKK-3, die das Scheitern zum Thema ihres erläuternden Textes (von den Kuratoren zum Manifest erhoben) machen.
Die auf flohmarktstandgroßen markierten Flächen realisierten Projekte entstehen nach städtischem Muster im Laufe der Ausstellung. Meist bewegen sie sich im hybriden Bereich zwischen Architektur und freier Kunst: awg_AllesWirdGut stellen öffentliche Waschmaschinen in der Künstlerhauspassage auf, PEANUTZ drucken auf Endlospapier das höchste Hochhaus der Welt, PPAG mischen sich mit Schultafel, Kreide und Schwamm belehrend in andere Projekte ein. Auf SPLITTERWERK, die Wien bauen wollen, darf man gespannt sein, während heri&sallis kryptische Aussage \"jeder will ein Scheiterhaufen sein\" Ratlosigkeit hinterlässt. Zwischen Baustelle und Uni-Institut kann vieles möglich sein.
Dem steht ein süffisant \"schöne Ausstellung\" genannter historischer Teil gegenüber, der die Geschichte der Anmaßung vom Turmbau zu Babel über Fischer von Erlachs \"Entwurff einer Historischen Architectur\", Ludwig Hilberseimer und Filmplakate mit Hochhäusern bis zu Gelatins Installation eines temporären Balkons am World Trade Center darstellt. Die unterläuft allerdings gerade das Prinzip Anmaßung. Ebenso ist der faschistische Palazzo della Civiltà Italiana nur im Kontext einer Lichtinstallation zu sehen. Mit Erich Boltensterns Hochhäuschen am Schottenring wird die Auswahl vollends beliebig. Eine Aufarbeitung utopischer und megalomaner Konzepte im Kontext der Ideologien findet nicht statt. Es bleibt zu fragen, ob Innovation und Anmaßung synonym sein müssen und ob nicht Pragmatismus zeitgemäßer sein kann.
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10.04 - 02.06.2002
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1010 Wien, Karlsplatz 5
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