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Go West - Von Cowboys und Indianern: Der edle Wilde

Freilich: Man kann sich fragen, was eine ethnografische Ausstellung in einer Kunsthalle verloren hat. Da aber das Museum für Völkerkunde in Wien ohnehin wahrscheinlich noch die nächsten Jahre zu weiten Teilen geschlossen sein wird, müssen sich dessen Kuratoren wohl Ausweichmöglichkeiten suchen. Und während Direktor Christian Feest seine – ebenfalls sehenswerte – Ausstellung „Indianer - Ureinwohner Nordamerikas“ auf der Schallaburg zeigt, macht Nordamerika-Kurator Gerard W. van Bussel den kolonialistischen Blick auf die Ureinwohner Amerikas nachvollziehbar (Kokuratoren: Dieter Buchhart, Hartwig Knack). Zu den am wenigsten kuriosen Objekten zählen in dieser nicht allzu großen, sorgfältig bestückten Ausstellung die Aquarelle des Johann Baptist Wengler, die dieser bei einer langen Amerika-Reise Mitte des 19. Jahrhunderts angefertigt hat – zarte, zurückhaltende Landschaften, Porträts von „Siauck-Indianern“ sowie deren Handwerkszeug demonstrieren das Interesse an einer möglichst umfassenden Dokumentation exotischer Lebenswelten; auf prachtvollen Meerschaumpfeifen dagegen leben die amerikanischen Ureinwohner als edle Wilde in Bäumen. Andere Objekte führen schräge kulturelle Hybridisierungen vor: Da findet sich etwa ein kleiner Weihwasserbrunnen in einer traditionellen Kunsthandwerkstechnik -- Stickerei auf Birkenrinde – aus dem Jahr 1850. Oder aber ein Aquarell des weitgehend unbedeutend gebliebenen Malers Josef Hoffmann, bei der Menschen mit Masken zwischen Wappenpfählen Stellungen einnehmen, die an Tänze europäischer Höfe erinnern. Die feine Zusammenstellung der Schau wird konterkariert durch die künstlerischen Interventionen von Richard Hoeck und John Miller, die auf ihre Art zwar witzig, jedoch im Gegensatz zum ethnografischen Teil der Ausstellung ziemlich plakativ daherkommen – und zudem ein völlig anderes Thema, nämlich die Figur des Cowboys, aufrollen. Da wäre es dann doch besser gewesen, auf die Gegenwartskunst zu verzichten.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Go West - Von Cowboys und Indianern
06.04 - 07.09.2008

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


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