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Fridl Loos: Vertriebene Moderne

Die Wiener Kulturgeschichtsschreibung der Moderne gleicht nur zu oft einem Flickwerk aus Andeutungen, schlaglichtartigen Einblicken und Fragmenten von Vergessenem und Verlorenem. So auch im Fall des 1938 in die Emigration getriebenen Künstlerpaars Walter Loos und Fridl Steininger, zweier Studenten der Klasse Josef Hoffmanns an der Kunstgewerbeschule, er Architekt, sie Modedesignerin. Fridl Steininger betrieb zunächst ein gemeinsames Atelier mit der nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt gewordenen Trude Höchsmann, dessen Erzeugnisse in \"Vogue\" und \"Harper´s Bazaar\" besprochen wurden. Walter Loos startete eine rasante Karriere als Entwerfer raffinierter Minimal-Einfamilienhäuser, die die Konzepte von Josef Frank und (dem mit Walter Loos nicht verwandten) Adolf Loos weiterentwickelten. Dem Nationalsozialismus zogen die Sozialisten Loos und Steininger die zahlreichen Stationen einer Flucht vor, die sie schließlich nach Argentinien führte. Während das Werk von Walter Loos nach wie vor einer Publikation harrt, ist nun zumindest ein geringer Teil des Schaffens von Fridl Loos ( - geheiratet wurde in den USA - ) in einer kleinen Auswahl in Wien zu sehen. Eine umfangreichere Ausstellung in Buenos Aires wurde von der 2000 im Alter von 95 Jahren verstorbenen Designerin noch kurz vor ihrem Tod selbst zusammengestellt. Neben Modezeichnungen aus der Wiener und der Emigrationszeit und Modellkleidern, die wie die Polstermöbel von Walter Loos immer wieder das Leitmotiv von Zebra- und anderen \"animal prints\" aufnehmen, werden Collagen und Papiers déchirés gezeigt. Außerdem einige der mit dem ungarischen Emigranten Tomás Gonda entwickelten abstrakt strukturierten Fotogramme, die sie immer wieder als Muster auf Textilien druckte. Die erste Wiener Fridl-Loos-Ausstellung, die von einem Begleitprogramm zum Exil in Argentinien ergänzt wird, bleibt hoffentlich nicht die letzte.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Fridl Loos
05 - 11.03.2002

Kallco
1070 Wien, Breite Gasse 6
Öffnungszeiten: Mo-Fr 14-20 Uhr


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