Manfred M. Lang,
Der Vogel und die Federn
A: Der Vogel hat ja noch Federn!
B: Aber der Vogel ist tot.
A: Na und - dann essen wir ihn.
B: Diesen Vogel? - mit Federn?
A: Rupfen. Zuerst rupfen, dann essen.
B: Aber du hast doch den Vogel gerade überfahren.
A: Na eben deshalb sollten wir ihn auch essen.
B: Aber vielleicht gehört der jemanden - wir sollten ihn zurückgeben.
A: Den toten Vogel? Wir haben ihn überfahren!
B: Wir können ihn einfach auch hinlegen und weiterfahren.
A: So tun als ob???? Das ist unmoralisch.
B: Und wenn uns der Vogel freiwillig ins Auto gelaufen ist?
A: Dann können wir ihn selbstverständlich rupfen und essen.
B: Trotzdem rein rechtlich gehört uns der Vogel doch nicht oder?
A: Aber moralisch wärs vertretbar.
B: Das ist auch wieder wahr. Oder nicht?
A: Also rupfen und essen?
B: Oder liegen lassen.
A: Am besten wird sein, wir nehmen ihn mit und denken dann nach.
B: Das ist die gscheiteste Idee
Restitution ist auch so eine Sache.
Ein bissl moralisch aggressiv argumentieren - das sind die einen.
Ein bissl hinter Nichtgesetzen sich verstecken - das die anderen.
Aber Gesetz oder Moral wird da nicht gehen.
Nur Gesetz und Moral.
So einfach wäre das.
Wenn nicht der tote Vogel mit den Federn wäre.
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