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Sound of Art. Les Grands Spectacles III: Im magischen Feld der Sound-Maschine

Die Faszination scheint nicht abzureißen. Stets erstahlen sie von neuem. Diese eigentümlichen Hybride, die sich aus verschiedenen Traditionen der Kunstgeschichte speisen und zugleich Klangerzeugungs-, -speicherungs und –abrufungsmaschinen sein können. Begrifflich generierten diese aus höchst diffizilen Beziehungsnetzen kommenden Werke kein eigenes Genre. Daher enthalten Headlines wie „Audio-Art“ oder „Sound-Art“ stets nur Annäherungswerte. Dessen ungeachtet behält dieses faszinierende Feld einer frühen Medienkunst seine Magie. In New York bringt das MOMA gerade die historisch angelegte Schau „Looking at Music“, die Frankfurter Schirn widmete sich bereits vor Jahren den visuellen Aspekten elektronischer Sounds und brachte später die cool inszenierte Carsten Nicolai Retrospektive. In Salzburg freilich dürfte auch der Aspekt der Vermittlung eine besondere Rolle spielen. Obwohl die pointierten Auftritte der Galerien zur Festspielzeit und die Sommerakademie dazu maßgebliche Impulse liefern, geht es auch um die Eröffnung attraktiver Transferzonen zwischen reproduktiver Musikkultur und Zeitgenössischem. Nicht zuletzt war dies auch ein Motiv für die gegenwartsbezogene Ausstellung „Sound-Systems“ im Salzburger Kunstverein 2003. Diesen Sommer führt das Museum der Moderne im Rahmen seiner Trilogie „Les Grands Spectacles“ die Themen Musik und bildende Kunst zusammen. Dass deren Ausläufer mit Karikaturen auf Niccolò Paganini und Ludwig van Beethoven oder mit Anspielungen auf die Position der Frau im männerdominierten Musikbetrieb bis ins 19.Jahrhundert zurückreichen, mag zunächst überraschen. Denn eines bleibt dem diffusen Bereich der Sound-Art doch gemeinsam: es handelt sich um Konzeptkunst im Sinne der Avant-Grade des 20. Jahrhunderts. Im Salzburger Museum der Moderne sind es genau über diesen Zeitrahmen hinaus reichende Erweiterungen und Rückspiegelungen, die der häufig stattfindenden Re-Inszenierung diverser Teilsaspekte mit Werken von Luigi Russolo, Nam June Paik, Rodney Graham oder Christian Marclay einen interessanten Drall versetzen. Denn war das nicht eine der Lesarten der performativen Arbeit Charlotte Moormans? Einbruch in einen maskulin besetzten Bereich, Spiel mit der Sexualisierung und zugleich ästhetischer Aufbruch und Weiterentwicklung. Nicht fehlen darf natürlich auch der italienische Futurismus, der die Geräusche des Alltags zum Fetisch erhob und damit die Musikgeschichte revolutionierte. Die Konzepte von John Cage und weite Teile der Audio-Art wären ohne Futuristen undenkbar. Ebenso Günther Ueckers „Terrororchester“ aus Geräusche produzierenden Objekten. Dass mit Umsicht recherchiert wurde, erweist sich unter anderem daran, dass such sehr aktuelle Werke einbezogen wurden: Etwa das Rotationsquintett von Constantin Luser, Lukas Galehr und Matthias Makowsky, das in Referenz auf die Futuristen für den öffentlichen Raum konzipiert wurde und formal auch Anklänge Constantin Lusers Zeichnungen aufweist. Die Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg zeigt Partituren, Objekte, Fotografien, Videos und Videoinstallationen, Aufzeichnungen von Aktionen und könnte noch viel ausufernder gestaltetet sein, denn das Feld ist grenzenlos. Als Koordinaten in dem feinfühlig angelegten Referenzsystem tauchen unter anderem auch Mauricio Kagel, Joseph Beuys, Dieter Roth oder Cory Arcangel auf. Durchaus bekannte Signifikanten also, auf die man gerne trifft, wo die auf frühe Maschinen und Klang spezialisierte Brigitte Felderer (in Kooperation mit Eleonore Louis) ihr kuratorisches Feingefühl einbringt. Speziell nach der Festspiel-Hektik sollte dieses Projekt noch zu einem Besuch einladen, um die Batterien der eigenen Augen aufzuladen.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Sound of Art. Les Grands Spectacles III
20.07 - 12.10.2008

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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