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Ernst Caramelle, Monika Schwitte: Mit den Ohren sehen

Nichts verstehen zu wollen, einfach zu schauen - das empfiehlt Monika Schwitte den Zuschauern ihrer Filme. Weil aber schauen alleine gar nicht so einfach ist, sucht man nach alternativen Wegen einer Annäherung. Und probiert zum Beispiel, dem stummen Pulsieren der Bilder ein Ohr zu leihen, während das Auge im Flirren und Flimmern sein Gleichgewicht verliert. Aus diesem Zusammenspiel der Sinne lässt sich einiges herausholen, darauf setzt Schwitte wohl auch, wenn sie mit schwarzer Tusche direkt auf entwickelte Filmstreifen malt. So erstellt sie eine Auswahl aus Vorhandenem (etwa aus Fernsehserien in "O.T.", 1999), malt blinde Flecken auf das Bildmaterial, hebt Elemente hervor und lenkt das Licht des Projektors selbst über die Leinwand. Drei Jahre lang hat sie an ihrem neuesten, hier erstmals präsentierten Film "Anagramm" (2006) gemalt, zwei Jahre hat sie an der Montage gearbeitet. Für Klaus Theweleit, der den Text zum Ausstellungskatalog geschrieben hat, sind es bei den 24 Bildern pro Sekunde vor allem die Sprünge dazwischen, die wir wahrnehmen. Und daraus ergibt sich eine eigentümliche Dynamik, die in dieser Doppelausstellung auf jene des in Tirol gebürtigen, großen Konzeptkünstlers Ernst Caramelle trifft. Die Künstler präsentieren eine gemeinsame Videoarbeit, in der stille, nur vom Wind bewegte Baum-Schatten sich in einem Innenraum bewegen. Die (überraschende) geistige Verwandtschaft wird aber vor allem im gemeinsam bespielten Ausstellungsraum deutlich: Schwitte zeigt hier Filmstandbilder, Skizzen und Zeichnungen, von Caramelle sind Projektstudien, Zeichnungen, Gesso-Pieces und einige seiner Lichtmalereien zu sehen. Caramelle gebührt bei seinem Heimspiel freilich auch eine eigene Spielwiese für das Experimentieren am Wahrnehmungsprozess. Gegen seine Idee eines Raumes ist die tatsächliche Architektur am Ende machtlos: In der unteren Halle der Taxisgalerie machen abstrakte Farbfelder die Wände zu einem dreidimensionalen Bild und wachsen schließlich über sie hinaus. Zusätzlich zur Wandmalerei verändert eine eingezogene Wand die Proportion und Perspektive. Zwei darin projizierte Videos zeigen - quasi als Fenster zur Welt - Ausblicke aus Caramelles New Yorker Atelier in die Lofts von gegenüber.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Ernst Caramelle, Monika Schwitte
17.02 - 30.03.2008

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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