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Rafal Bujnowski, Lamp Black: Sichere Unsicherheit des Visuellen

Ist die Moderne in Polen eigentlich gelungen oder gescheitert? Wenn man die Moderne als Erfahrung der Uneindeutigkeit und Unschärfe der Normen und Werte definiert und annimmt, dass eine komplette Erneuerung in der Ära des Globalismus nicht unbedingt Modernität bedeutet, dann ruft diese Abwesenheit des Obligatorischen und der Zerfall der Welt und der Ideen in immer kleinere Teile eine existenzielle Unruhe hervor. Es gibt aber eine zweite Seite der modernen Lebensphilosophie - rationelle, ordnende und systematisierende Handlungen und Systeme. Eine Mischung aus diesen beiden gegeneinander driftenden Anschauungen bezeugt das abwechslungsreiche Schaffen des jungen polnischen Künstlers Rafal Bujnowski, einer der international erfolgreichsten der polnischen Kunstszene. Seine neuen Bilder und Zeichnungen, die aktuell in der Galerie Jiri Svestka präsentiert werden, gehen diesem inneren Bruch nach. Das historische Umfeld der Prager Galerie nahm Bujnowski ebenfalls zum Anlass, sich in seinen, vorwiegend dunklen fast monochromen Bildern, die wie immer mit konzeptuellen und medienreflexiven Ansatz gedacht sind, dem Kubismuserbe zuzuwenden, um Grenzen zwischen Raum und Illusion, Logos und Empirie aufs neue auszuloten. Bujnowskis großformatige Einzelbilder und typischen kleineren Bildserien, die er als "Containers for Light" bezeichnet, bleiben in der Rezeption nach einer Weile kaum die Gleichen, mit Ausnahme des Hauptbildes der Ausstellung (Lamp Black, Shadow), das eine Schattenfigur darstellt und konstant bleibt. Es ist ein Selbstportrait des Künstlers mit einem Handy in der Hand, beleuchtet traditionell von der rechten Seite. Andere Bilder sind unter sich stets verändernden Lichtverhältnissen mit lichtempfindlicher Farbe, die Lamp Black heißt, so konzipiert, dass sie sich "auf der Flucht" befinden bzw. man kann die Flucht des Bildes vor sich selbst beobachten. Daher gibt es in der Ausstellung kein einziges endgültig zu begreifendes Bild oder eine vollkommene Form. In dem großartigen Bild "Tondo" werden auch die topografischen Koordinaten aufgelöst, es gibt kein Oben und Unten, kein Links und Rechts und kein Zentrum. Bujnowski, der sich ständig der Frage nach dem sozialen Status der Kunst und des Künstlers in der Welt stellt und abseits künstlerischer Subjektivität und stilistischen Individualismus arbeitet, geht es in seiner Kunst um kein Laboratorium malerischer geometrischer Expression. Vielmehr Aufgrund von Verbindungen, Parallelen und Kontradiktionen zwischen der Geschichte der Malerei und moderner Technik übt er sich im Risiko der Neuordnung dessen, was als selbstverständlich erscheint. Mit der Sicherheit, dass man sich im Spannungsfeld zwischen Licht und Schatten, Leben und Konzept nur auf diese Art und Weise, mit frischer Luft bzw. geistiger Unruhe auf den abgeschlossenen Kanon einlassen kann, ist die Ausstellung ein bewegtes visuelles nicht statisches Erlebnis. Der Ausstellung "Lamp Black" begleitet das erste Künstlerbuch von Rafal Bujnowski mit einer CD, auf der er seine Version zum Gebrauch der Ausstellungsbilder darlegt.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Rafal Bujnowski, Lamp Black
14.12.2007 - 09.02.2008

Galerie Jiri Svestka
110 00 Praha, Biskupsky dvur 6
http://www.jirisvestka.com


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