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Nagoya - Das Werden der japanischen Großstadt: Mobo und Flapper Girl

Der "Shachi" hatte eine lange Reise hinter sich, als er auf der Wiener Weltausstellung von 1873 gezeigt wurde. Das Wahrzeichen der Stadt Nagoya, ein großer vergoldeter Fisch mit Tigerkopf, wurde über den Indischen Ozean verschifft und sollte in Wien für ein Land werben, das sich eben erst auf eine Welt außerhalb Ostasiens einstellte. Im Jahr der Wiener Weltausstellung wurde in Japan erst die Zeitmessung mit 24 Stunden und einer Sieben-Tage-Woche eingeführt. Holzschnittserien unter dem Motto "Schönheit mit Uhr" sollten für das neue Zeitsystem werben – rund vierzig Jahre dauerte es noch, bis es allgemein akzeptiert war. Die Annäherung an die Welt lohnte sich. In Nagoya produzierte man nicht nur Uhren, sondern auch Automobile, Näh- und Schreibmaschinen. Ein eigens komponierter Marsch pries die schnell wachsende Stadt, lässige "Flapper"-Girls und "Mobos" genannte "Modern Boys" vertrieben sich die Zeit in Kaufhäusern, Kinos und schicken Cafés. 1610 als Samurai-Siedlung gegründet, hatte Nagoya eine lange Tradition als Zentrum der Populärkultur. Warum ausgerechnet Nagoya, wird man sich fragen, als Thema einer großen Ausstellung des Wien Museums. Nahe liegender, scheinbar zufälliger Grund: Die städtischen Museen der beiden Metropolen verbindet eine Museumspartnerschaft. Auf den zweiten Blick bietet die Konzentration auf die heute einen Großraum von rund acht Millionen Einwohnern umfassende Agglomeration, die seit der großflächigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg touristisch eher vernachlässigt wird, aber die Gelegenheit zu einer breit angelegten Schau über das japanische Alltagsleben und sein Werden in der Moderne. Trotz der Fülle äußerst heterogener Exponate bleibt die von BWM gestaltete Ausstellungsarchitektur klar und übersichtlich, lassen sich unterschiedliche Rezeptionsebenen des vielschichtigen Themenkomplexes wählen. Am Ende empfiehlt sich ergänzend der ausführliche Katalog.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Nagoya - Das Werden der japanischen Großstadt
07.02 - 04.05.2008

Wien Museum
1040 Wien, Karlsplatz
Tel: +43 1 5058747-0, Fax: +43 1 5058747-7201
http://www.wienmuseum.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 09-18, Sa, So 10-18 h


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