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Christian Schwarzwald, Christoph Raitmayr: Utopien am Spielplatz

Sie zeigen die Zunge, ziehen Fratzen, tragen pervers lange Nasen: Die Kinder in Christian Schwarzwalds Ausstellung in der Galerie Krinzinger sind nicht unbedingt das, was man unter den "lieben Kleinen" subsummiert. Eingebaut sind die Bleistift- und Kohlezeichnungen, Gouachen und Aquarelle - Schwarzwald experimentiert gerne mit verschiedenen Medien - in eine strikt in den drei Farben gelb, rot und blau gehaltene Installation, gemeinsam mit großformatigen Zeichnungen von Spielplatz-Geräten. Sieht man jedoch einer Wippe oder Schaukel - Sitzbretter hat Schwarzwald als Frottagen wiedergegeben - ihre Funktionen noch an, so wird es bei Klettergerüsten schon schwieriger: Diese könnten ebenso ein Minimal-Art-Objekt sein. Schwarzwald stückelt die einzelnen Elemente seiner dreiseitigen Wand-Montage so zusammen, dass die Perspektiven einander widersprechen; Bilderrahmen werfen illusionistische Schatten, wo eigentlich keine sein dürften, andere scheinen mehr im Raum zu schweben als an der Wand zu hängen; und Zeichnungen, die sich von nichts durch andere, seriell präsentierte, unterscheiden hat er in auratisierende Passepartouts gesteckt. Damit spielt Schwarzwald auch Mechanismen der Kunstpräsentation durch - ebenso wie Christoph Raitmayr im anderen Raum der Galerie. Dieser hat zwei Sockellandschaften gebaut, auf denen er Architekturmodelle und Bilder präsentiert: In einer Installation treffen Modelle von Gebäuden Gerrit van Rietvelds auf die barocken Landschaftsmalereien von Meindert Hobbema; in der anderen Häuser aus der nordamerikanischen Pampa auf Reiseführer-Fotos. In beiden Arbeiten trifft zum Topos erstarrtes Kulturgut aufeinander: Hier die niederländische Moderne/Landschaftsmalerei, dort die amerikanische Provinzarchitektur - einstige Utopien, die heute touristisch fruchtbar gemacht wurden. Diese Art der Entleerung findet sich auch in Raitmayrs Modellen wieder: Sie sind jeder Farbigkeit beraubt, weisen keine Details auf. Mit seinen horizontalen und vertikalen Flächen erinnert Raitmayrs Präsentation ein wenig an das Leger- und Trägersystem von Friedrich Kiesler. Auch so ein Utopist.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Christian Schwarzwald, Christoph Raitmayr
25.01 - 23.02.2008

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06, Fax: +43 1 513 30 06 33
Email: krinzinger@galerie-krinzinger.at
http://www.galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 11-14 h


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