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Michael Höpfner - Unsettled Conditions: Anti-Tourismus

Lange Zeit kannte man von Michael Höpfner vor allem eine Art von Kunst: Schwarz-weiß-Fotografien von Landschaften, entstanden überall auf der Welt - in der Wüste ebenso wie in den Bergen. Gemeinsam war den Aufnahmen jeweils, dass ihr Horizont ganz hoch hing. Die Details, das, was unmittelbar vor den Füßen liegt, interessierten Höpfner mehr bei seinen Reisen, die er gänzlich untouristisch per pedes unternimmt und auf denen er stets seine charmant altmodischen Moleskine-Heftchen dabei hat. Die dann mit Aufzeichnungen gefüllt werden. Von seiner Arbeitsweise hat sich Höpfner bis dato nicht verabschiedet. Allerdings, das lässt sich in der Ausstellung im Kunstraum Niederösterreich nachvollziehen, hat er sein Augenmerk verlagert. Seit jeher an Phänomenen wie der Globalisierung interessiert, hat Höpfner diesmal Touristen fotografiert, die vor dem Potala-Palast in Lhasa posieren. Früher residierte dort der Dalai Lama, jetzt ist der Tempel beliebtes Reiseziel der Chinesen. In Höpfners Fotografien nehmen sie eine Haltung ein, die überlegen wirkt - als hätten sie einen Ort erobert. Dass sich Höpfner dabei an der frühen anthropologischen Fotografie orientiert hat, ist schlüssig: Auch sonst erinnert seine Arbeitsweise mit ihren reduzierten Mitteln an Expeditionen des 19. Jahrhunderts. Im Kunstraum hat er zusätzlich ein betretbares Zelt aus ultraleichter, durchsichtiger Folie aufgespannt, das nicht nur an Nomadenzelte erinnert, sondern auch an die unverwüstlichen Plastiksackerl, die selbst in der Wüste herumfliegen. Und es gibt - anstatt der üblichen Fotografien - Diaprojektionen; eine zeigt bloß ein einziges Bild, leicht versteckt hinter einem Zelt; die andere ringt uns mit der bedächtigen Abfolge ihrer Bilder Zeit zum Betrachten ab - ein Plädoyer für die Langsamkeit, analog zu Höpfners Fortbewegungsart. Früher war es bisweilen spannender, Höpfner über seine Trips erzählen zu hören als deren künstlerischen Output zu betrachten. Mit seinen jüngsten Fotografien, die innerhalb seiner Arbeiten einen neuen Aspekt des Reisens eröffnen, ändert sich das.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Michael Höpfner - Unsettled Conditions
01.02 - 15.03.2008

Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h


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