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Isa Schmidlehner - Isarama: Margarinenmanege

Der Eindruck von draußen durch das Fenster der Galerie ist herzhaft und kräftig - ein satt gemaltes Blau, auf dem ein Gesicht zu horchen scheint, in überlegener Höhe. Isarama, Titel der Ausstellung, ist auch der Name der Arbeit im ersten Raum. Es handelt sich dabei um ein ÖBB-Plakat, dessen linker Teil in/über die Ecke geknickt ist. Ein ursprünglich an den Schienen lauschender Indianer erscheint als kolossale Figur, deren Bekleidung an Pinocchio erinnern könnte. Die Pose allein ist beibehalten. Nicht zu entscheiden, ob die aus dem Mund fahrende Röte die am blauen Boden leckende Zunge ist oder Blut. Rote Tränen. Quer durch das Gesicht geht ein gemalter Riss. Links neben dem bodenwühlenden Bruchkasperl ist eine zwischen Madonna und Königin mit nacktem Kind changierende weibliche Gestalt, im Hintergrund eine wuchtig gemalte Holzhütte - im rechts ausufernden Blau erkennt man eine angedeutet Szenerie von da Vinci, Die hl. Anna Selbdritt, eine Frau auf dem Schoß einer anderen, die nach einem Knaben mit Lamm greift. Nur der Knabe und das Lamm heben sich aus den Umrisszeichnungen plastisch angelegt hervor. Viele Verweise; ein dem Aufbau nach geknicktes Diptychon ist kompositorisch in Richtung Triptychon unterwegs: synthetischer Eklektizismus rührt Rätsel rauf. Der Titel Isarama verweist auf eine Panoramaversion von innen-Isa, oder sollte es sich um Margarine handeln, eine Art metaphorische Fettecke mit Blick auf Josef Beuys? Im großen Raum hängen 8 Leinwände. Aus dem Fundus der Kunstgeschichte finden sich die Skizze des Velasquezschmankerl vom Prinzen Balthasar Carlos auf einem Pony (Damenklasse) und die Figur des zwergigen Hofnarren, dessen Gesicht Isa Schmidlehner mit peytonesker Souveränität einer strengen Diät unterzogen hat (Circorama 195 x 280, 2007, Öl, Acryl, Aquarell). Die Malerei schwappt zwischen zeichnerischer Chiffre und Farbgewicht. Proportionen von Figuren haben kein Verhältnis untereinander außer dem, dass sie aufs selbe Bild passen. Die Leinwand als Bühne für irrlichternde Ideen zu behandeln und alles, was im kreativen Rauschen flüsternd auftaucht, demokratisch einzugemeinden ist für jemanden, der malen kann, immer eine große Verführung - Chef vom Bild ist eben der Maler, und die Zuschauer sind immer ein bisschen depperter als der Zirkusdirektor. Aber was macht ein Zuschauer vor einem Bild, das als Rundraum sich selbst genügt? Er wird nicht darum herum kommen, sich überflüssig zu fühlen.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Isa Schmidlehner - Isarama
23.01 - 05.03.2008

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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