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Jörg Immendorff - Was uns Malerei bedeuten kann: Trendsetter und Epigone

Zugegeben: Es gibt - Malerfürst hin, Pathos her - schon wirklich tolle Bilder von Jörg Immendorff. Der "Ostjörg" von 1980 etwa, eine traumatische Paraphrase auf Ost-West-Politik wie Künstlerfreundschaft in giftig-gelber Atmosphäre. Oder jenes ein Jahr früher entstandene titellose Gemälde, auf dem der Künstler selbst und sein Freund A. R. Penck von zwei Seiten mit Zangen an einem Stacheldraht ziehen, bewacht vom omnipräsenten Adler. Und auch das vielleicht nicht einmal ganz so selbstironisch gemeinte Bild "Ich wollte Künstler werden" (1972) besticht - mit seiner lapidaren Kombination von Text und Bild. Immendorff verdichtet symbolische und narrativen Elementen, gießt sie in eine starke Komposition; und seine Farbgebung lässt sich stellenweise nur als grandios bezeichnen. Die Ausstellung bei den Essls baut sich jedoch nicht unbedingt um Immendorffs Werk der späten 1970er, frühen 80er-Jahre auf - die seine spannendste Phase waren. Sondern rund um ein 1994/95 entstandenes Riesenformat: "In meinem Salon ist Österreich" heißt es, nach einer Biografie über Berta Zuckerkandl. Die Essls sitzen darauf an einem Tisch mit der Kunstprominenz des Landes, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Hermann Nitsch und Christian Ludwig Attersee lümmeln da herum, eine, wie es Tayfun Belgin im Katalogtext ungeniert ausdrückt, "malerisch prachtvoll angelegte Huldigung an das Sammlerehepaar Essl". Daneben zeigt man Zeichnungen, die Immendorff sichtlich eher en passant auf seinen Österreich-Besuchen angefertigt hat. Hat Immendorff in seiner besten Zeit Trends vorgegeben, so ist er ihnen am Ende hinterhergehinkt - auch das zeigt die Ausstellung. Am Ende konnte er wegen seiner Nervenkrankheit nicht mehr selbst malen; Assistenten führten seine Anweisungen aus. Herausgekommen sind manchmal esoterisch anmutende, collageartige Szenerien, durch die Motive aus der deutschen Kunstgeschichte ebenso geistern wie Lichtflecken, Hitler auf Duchamp trifft. Manchmal taucht ein gesprühtes Gitter auf. Ähnliches hätte Sigmar Polke ebenso gut malen können, bereits vor Jahrzehnten.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Jörg Immendorff - Was uns Malerei bedeuten kann
25.01 - 20.04.2008

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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