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Georg Eisler - Werke von 1969-1998: Politisch und Virtuos

Georg Eisler, einer der letzten großen Realisten der Nachkriegsmalerei, ist vor beinahe 10 Jahren, viel zu früh gestorben. Im kommenden Jahr wäre er 80 geworden. In der Galerie Ernst Hilger ist derzeit eine sehr gelungene und längst überfällige Schau zum malerischen Werk dieses Ausnahmekünstlers und Kokoschka-Schülers zu sehen. In den Teils großformatigen gegenständlichen, aber nie naturalistischen, Ölgemälden spiegelt sich eine Haltung wieder die von einer tiefen Humanität und einem wachen Interesse an der Umwelt geprägt ist. Die Werke Eislers zeigen zumeist alltägliche Sujets und Szenerien, wobei auch die problematischen Seiten der Realität thematisiert werden. So stellen zwei Bilder der Schau Polizeibeamte in Konfrontation mit Demonstranten/innen dar. Auf dem einen ist eine respekteinflößende Phalanx von gepanzerten Polizisten und einige Steine vor ihnen am Boden zu sehen. Diese beiden Arbeiten zeigen auch besonders anschaulich, dass es sich bei den Werken Eislers nie um reine Malerei, sondern immer auch um (nicht zuletzt) politische Kommentare zur Wirklichkeit handelt, die aber nie oberflächlich polemisch werden. Besonders gelungen sind die Portraits von Ernst Jandl und Erich Fried, die einem das Gefühl vermitteln, wesentlich mehr über die gezeigten Personen zu erfahren als ein Foto jemals zeigen könnte. Eisler besaß die Fähigkeit seine Umwelt und seine Zeitgenossen nicht nur kritisch zu beobachten sondern gleichsam die Essenz dessen was er malte mit wenigen Pinselstrichen in dunkler, satter Farbigkeit festzuhalten. Den Werken sieht man ihre Entstehung an, jeder Pinselstrich ist als solcher erkennbar und scheint zu sitzen, mit wenigen Farbakzenten wird so eine völlig stimmige Szenerie gestaltet. Nichts wird beschönigt oder ästhetisiert und dennoch blieb Eisler immer aufs wesentliche fokussiert: die Menschen und ihre Umwelt. Hier ist klassische Malerei auf höchstem Niveau zu sehen, schade nur dass der Besucher/ die Besucherin nicht wenigstens ein paar Sätze an Information zu den spannenden Inhalten der Bilder geliefert bekommt. Ein Werk mit derart starken politischen Aussagen verlangt geradezu nach einem Kommentar zumal sich die Bedingungen in den letzten Jahrzehnten radikal verändert haben. Eine gelungene Schau eines im besten Sinne des Wortes politischen Künstlers, der nie zwischen Aussage und Form unterschied und so im Gegensatz zu vielen gegenwärtigen KünstlerInnen einen hohen formalen Anspruch mit sozialem und politischem Engagement verband.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Georg Eisler - Werke von 1969-1998
16.12.2007 - 17.01.2008

Galerie Ernst Hilger
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43 512 53 15, Fax: +43 513 91 26
Email: ernst.hilger@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15 h


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