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Stilblüten für alle!

Ketterer, Nikolaus und der Sack Feierlich daneben wirbt ein Münchener Auktionshaus mit seinem Angebot "Rechtzeitig zum Nikolaus: Ketterer Kunst hat Nolde im Sack". Das dürfte so ziemlich die krudeste Headline des Jahres eines Unternehmens sein, das sich ansonsten seriös gibt. Geworben wird da für ein Gemälde von Emil Nolde, bei dessen flüchtiger Betrachtung sich die Idee aufdrängt, mit der Übermittlung könnte etwas schiefgegangen sein und es müsste eigentlich heißen: "Ketterers Nikolaus im Sack". Denn so wirkt der Herr "Im Alter" auf dem Gemälde von 1918: Nikolauskostüm, scheeler Blick, Kopf und Schulter hängend, offensichtlich etwas zu viel Glühwein intus. Nur ist die hohe, spitze Mütze rot-grün gestreift. Vielleicht hatte sich die von Coca-Cola erfundene Uniform noch nicht überall durchgesetzt. Etwas störend wirkt auch die Knochenhand, die von oben nach der Mütze greift: Kapitalismuskritik oder Kinderhass? Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren, und auch Emil Nolde war sich seiner wohl nicht ganz sicher. Jedenfalls übermalte er das Bild später und vermerkte es 1930 in seinem Gemäldeverzeichnis von 1930 als "selbst vernichtet". Ketterer möchte jetzt auf seiner Auktion am 5. Dezember 400.000 Euro dafür einsacken. Damit man sich pünktlich zum Nikolaus noch einen auf die Mütze gießen kann.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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