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Kutlug Ataman: A Rose Blooms in the Garden of Sorrows: Bittersüß wie das Leben schmeckt

Fesselndes Programm bietet die Bawag Foundation mit den Videodokumentationen des in London lebenden türkischen Künstlers und Filmemachers Kutlug Ataman. Eine günstige Gelegenheit sich den siebeneinhalbstündigen Film \semiha b. unplugged\, 1997 in voller Länge anzusehen, denn wer will kann jederzeit gehen und wiederkommen - der Eintritt ist frei. Die damals 92-jährige Operndiva Semiha Berksoy brilliert als Meisterin der Selbstinszenierung Nonstop in Federboa und schwarzen Dessous. Wie eine zweite Haut spannt sich durchsichtiges Nylon über ihren greisen Frauenkörper, der sich verführerisch vor der Kamera in Szene setzt. In den Erzählungen über ihr Leben erfindet sich die Diva neu und konfrontiert mit skurillen Situationen. Auch mit dem Tabu von Sexualität im Alter wird gebrochen. Ein Rendezvous mit dem Tod als Liebhaber in Gestalt einer Skulptur berührt die Seele. Das Drehbuch zur vierteiligen Videoprojektion \Women Who wear Wigs\ wurde in der Türkei aufgrund seiner politischen Brisanz zum Bestseller. Es werden darin die unterschiedlichsten Motive, weshalb Frauen und Transsexuelle Perücken tragen, aufgegriffen. Dazu zählen politischer Aktivismus, Weiblichkeitsideale und religiöse Tabus. Die Journalistin Nevval Sevindi greift während einer Chemotherapie zur blonden Perücke, um ihr Weiblichkeitsideal wiederherzustellen. Melek Ulagay, die als angeblich berühmt berüchtigte ‚Hostess Leyla\ seit 30 Jahren von der Polizei verfolgt wird, wählt die Perücke zur Tarnung. Atamans türkische Heldinnen und Helden streben nach einer neuen Form der Weiblichkeit und leben ihre Sexualität am Rande der Gesellschaft aus. Sein letztes Projekt mit dem melodramatischen Titel \Never my Soul\, 2001 läuft als Installation über sechs Bildschirme. Die Protagonistin der Videos ist die transexuelle Prostituierte Ceyhan Firat Hizal, die als Dialysepatientin auch von der Irritation die ihre Einweisung ins Krankenhaus auslöste, erzählt. Abseits von sensationslüsternen Talkshows wird hier das Genre einer Gegenerzählung wiederbelebt. Dabei gelingt es Ataman, mit seiner Handkamera ohne Voyeurismus äußerst intime Räume zu schaffen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Kutlug Ataman: A Rose Blooms in the Garden of Sorrows
13.03 - 28.04.2002

BAWAG Foundation
1040 Wien, Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15
Tel: +43 1 504 98 80 38, Fax: +43 1 504 98 80 39
Email: foundation@bawagpsk.com
http://www.bawag-foundation.at
Öffnungszeiten: Di bis So, feiertags 11 bis 18, Do bis 20 Uhr


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