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The Teardrop explodes: Anarchie allover

Punk ist der neue, alte Zeitgeist. Die Kunsthalle Wien widmet sich im Frühsommer 2008 der "letzten großen künstlerischen und gesellschaftlichen Protestbewegung" - die Stadtgalerie Schwaz tut es schon jetzt. Und blickt der Gefahr, sich in einem jede Kategorisierung ablehnenden Phänomen gerade durch den Versuch der Einordnung zu verlaufen, mutig ins Auge. Wohlweislich wählte der hier formgebende Wolfgang Schoppmann die "totale Anarchie" als gestalterisches Grundkonzept für die These vom "Punk als Urknall" auf der Leinwand. Die subkulturelle Rebellion der Siebzigerjahre erfasst das Medium Malerei ebenso wie die Musik, Beispiele für Wechselwirkungen sind hinlänglich bekannt: Bildende Künstler gestalteten Punk-Plattencover, vertrieben sich die Zeit bis zum Durchbruch in entsprechend einzuordnenden Bands, wollten "Punks an der Palette" (und bitte alles andere als akademisch) sein. Dennoch beginnt diese Schau nicht mit den Jungen Wilden und ihrem Aufbegehren gegen das Bilderverbot der 60er und 70er Jahre. Stattdessen beherrschen emerging young artists wie Jonas Burgert, Anj Smith und David Nicholson den Eingangsbereich. Das lässt bereits vermuten, dass man hier nicht dem Moment der Explosion beiwohnt, sondern ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart herauf verfolgt. Immerhin aber flankiert von Vertretern einer älteren Generation wie Gustav Kluge oder Christa Näher. Jedenfalls: Die Malerei als aktuell relevante Ausdrucksform brennt unter den Nägeln - nicht nur des Kunstmarktes, sondern auch seiner Protagonisten selbst. Diese schöpfen aus dem Vollen, orientieren sich an Alten Meistern, an Romantikern, Realisten, Surrealisten, Comic, Fotografie u.v.a.. Das sind zusammen schon weit mehr als jene drei Akkorde, die dem Punkrock ihren Klang gaben. Allerdings längst nicht alle, die "The Teardrop explodes" (Namensgeber ist eine englische New Wave Band) auf- und abspielt. Als Gemeinsamkeit der vorgestellten Künstler wird deren Drang genannt, "an die Grenzen konventioneller Bildgestaltung" zu gehen und auf der "Klaviatur des Verstörenden" zu spielen: Mit Blalla W. Hallmann, Jake & Dinos Chapman und The Royal Art Lodge gibt es dafür anschauliche Beispiele. Und Nathalie Djurberg entführt mit einem ihrer grotesken Trickfilme über Gewalt und sexuelle Perversion ("The Necessity of Loss") sogar von der Leinwand auf den Bildschirm. Eine wilde Mischung des Figurativen schließlich im Hauptraum der Galerie: symbolistische Verrätselungen von Birigt Megerle, Referenzen an die Fotografie des 19. Jahrhunderts von Marianna Gartner, fein ziselierte Zeichnungen von Thomas Leeroy, Leopold Rabus, Masako Ando, Slawomir Elsner - das Repertoire ist nahezu unerschöpflich. Und gerade deshalb hat sich der alles umfassende Versuch einer Rückführung auf den Punk dann irgendwann auch erschöpft.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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The Teardrop explodes
23.11.2007 - 05.01.2008

Kunstraum Schwaz
6130 Schwaz, Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27
Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
Email: office@kunstraum-schwaz.at
http://www.kunstraum-schwaz.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-15 h


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