Werbung
,

Wien-Paris - Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne 1880-1960 : Masse und Markt

Ja, auch von Wien aus ist man in Paris gewesen. War es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts noch Rom, wohin es die Künstler aus allen Ländern zog, so wurde in den folgenden Jahrzehnten bis nach dem zweiten Weltkrieg Paris zum Sehnsuchtsort der versammelten Künstlerschaft. Man tat es den französischen Kollegen gleich, tauchte ein in das Pariser Nachtleben, folgte ihnen in die Wälder und Krautfelder von Barbizon und hielt das Bürgertum fest bei seinem kleinen Freizeitvergnügen im Grünen. Van Gogh, Cézanne, Manet, Monet und all die anderen standen als Väter an der Wiege der Moderne, und Künstler und Künstlerinnen aus ganz Europa fanden sich ein, um die Patenschaft zu übernehmen. Bereits während ihrer Zeit in Salzburg brannte es Agnes Husslein und ihrem mit wissenschaftlicher Kompetenz ausgestatteten Cousin Matthias Boeckl unter den Nägeln, der künstlerischen Verbindung zwischen Wien und Paris eine Ausstellung zu widmen. Im Belvedere hat man nun weder Kosten noch Mühen gescheut, das Desiderat mitsamt Hochkarätigem aus Frankreich zu erfüllen. Den Wien-Part der Ausstellung hingegen bestückt man mit eigenen Beständen und einer - wie bereits bei der Gartenschau vorgeführt - reichlichen Beteiligung des Handels. Ein Großteil der Kunstgewerbe- und Glasabteilung wird überhaupt durch die Gaben der beiden Gesellschafter eines Sponsors bestritten. Eine Fülle an Material hat man nun zu einem engen Defilee an Leinwänden arrangiert, deren Zusammenhang sich alleine über die Motive erschließt. Dabei kommt auch Seit an Seit zu hängen, was zwar im einzelnen vielleicht großartige Malerei ist, jedoch nicht unbedingt die Triftigkeit der Achse Wien-Paris zu argumentieren vermag. Eben wurde uns im Leopoldmuseum noch die Wichtigkeit von Ferdinand Hodler für die Malerei von Koloman Moser vorgeführt, nun wird dessen Selbstportrait ganz und gar nicht nachvollziehbar Emile Bernard gegenübergestellt. Auch das Vis-à-vis der Pfingstrosen von Edouard Manet und jener von Carl Schuch scheint etwas gewagt angesichts der unübersehbaren Tatsache, dass der Künstler zwar in Wien geboren ist, jedoch seine künstlerische Heimat im Kreise von Wilhelm Leibl in München gefunden hatte (und erst in geistiger Umnachtung nach Wien zurückkam). Eine dichte Hängung, so lernen wir, bürgt noch längst nicht für die Komplexität eines Ausstellungskonzeptes.
Mehr Texte von Daniela Gregori

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Wien-Paris - Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne 1880-1960
03.10.2007 - 13.01.2008

Belvedere
1030 Wien, Prinz-Eugen-Strasse 27
Tel: +43 1 795 57-0, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: