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Grund, Mucha, Capek - Tschechische Malerei aus der Sammlung Kooperativa: Böhmische Seestücke

Als hätte es Abstraktion und ungegenständliche Kunst nie gegeben, so präsentiert sich die im Leopold Museum gezeigte Auswahl aus der "Kooperativa"-Sammlung tschechischer Kunst seit der frühen Neuzeit. Ob es darüber hinaus eine Spezialisierung der Sammlung gibt, bleibt, abgesehen von einem Schwerpunkt auf Kunst des 19. Jahrhunderts, unklar. Dass vorwiegend Malerei, hauptsächlich des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und dabei besonders Landschaftsdarstellungen zu sehen sind, kann durchaus daran liegen, dass die Auswahl aus den Sammlungsbeständen von Rudolf Leopold gemeinsam mit dem Generaldirektor der Versicherung Vladimír Mráz vorgenommen wurde. So bleibt die für die tschechische Kunst enorm wichtige Fotografie zur Gänze ausgeklammert. Die frühesten Bilder stammen vom slowakischen Portraitisten Jan Kupecky, dessen großartiges Bildnis eines sitzenden Mannes an Fragonard denken lässt, und Norbert Grund, einer Art tschechischem Watteau oder auch Guardi, der dem böhmischen Publikum Parkszenen und heiß begehrte Seestücke lieferte. Für das 19. Jahrhundert stehen vor allem Stimmungsrealisten wie Alois Kirnig, Julius E. Marák und Karel Langer. Plastik ist mit Otto Gutfreund, Josef Václav Myslbek, Frantisek Bílek und Jan Stursa vergleichsweise schwach, aber gut vertreten, wenngleich der wohl bedeutendste Plastiker der tschechischen Moderne, Zdenek Pesánek, leider fehlt. Von Frantisek Kupka sehen wir nur das gegenständliche Jugendstil-Frühwerk, von Josef Capek eher das beruhigte Spätwerk, wie überhaupt Kubismus und Surrealismus, zwei Hauptströmungen der tschechischen Kunst der Moderne, kaum vorkommen - für letzteren ist immerhin Toyen vertreten, die aber auch fast die einzige Frau bleibt. So ist Jirí Kolár dabei, leider aber nicht seine weniger prominente, aber als Künstlerin mindestens ebenso interessante Frau Bela Kolárová, die aber mit ihrem konzeptuell-konstruktiven Ansatz wohl nicht in das Konzept passte. Die gezeigten Arbeiten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stellen im Wesentlichen Fortführungen ex- und impressionistischer Tendenzen dar, kinetische, konzeptuelle und konkrete Kunst ignoriert die Auswahl. Hier wäre es konsequenter gewesen, sich auf die Zeit bis zur durchaus qualitätvoll vertretenen klassischen Moderne zu beschränken.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Grund, Mucha, Capek - Tschechische Malerei aus der Sammlung Kooperativa
08.11.2007 - 04.02.2008

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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