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Stefan Sandner / Svenja Deininger: Rabattenreport

Man stelle sich vor, man sei ein behaarter Stadtparkfalter und an der Hülben unterwegs, Bilder gucken. Gemalte Bilder, so welche zum Schmücken. Gut für Falter, wenn sie wissen, was Menschen so alles können. In der Galerie Grita Insam würde ein Schmetterling mit zwei Flugschleifen sieben Bilder von Stefan Sandner sehen, die so groß sind, dass sich auf ihnen auch üppige Beete bepflanzen ließen. Zu sehen sind Zeichen - Buchstaben, zumeist nicht genormt, handschriftliche Kritzel, in stimmungsvoller Farbigkeit auf den weitestgehend einfarbigen Untergrund aufgetragen. Schon die Vorlagen für die Zeichen - offenbar Zettelfundstücke in Form von Erledigungslisten, eine Postkartenbeschriftung, Notizbuchblätter von durchscheinendem Gelbton - wären für den Schmetterling gut stadtparkblattgroß gewesen. Klar weiß ein Falter auch, dass die Menschen Boeings bauen, große Dinger, oder Eurofighter, schnelle Dinger, die auch fliegen, aber beide nicht leise. Kann sich der Schmetterling vorläufig merken: Stefan Sandner malt große schnelle Bilder, die vielleicht was bedeuten, wenn man lesen kann - aber was lässt sich dauerhaft mit einer Notiz anfangen, die besagt, dass man die Steuererklärung 2006 noch nicht gemacht hat? - Also weiter zu Layr Wuestenhagen, da verspricht Svenja Deininger "Da war nichts". Es gibt schwarze Wände, auf der einen hängt ein Bild hinter Glas im Rahmen ("Pantheon", Öl auf Papier, 76 x 92cm). Kein Augustnachmittag im Pantheon, vielleicht eine Augustnacht - alle Bilder machen einen nächtlichen Eindruck, macht dem Falter nix, ist ein geflügeltes Ganzjahrescabrio ohne Räder. Im Hinterflur eine entzückende "Diffuse Schnittmenge" (Öl auf Leinwand, 21 x 28cm), bei der kein Falter weiß, wo vorne und hinten ist, also ein optisches Kugelbad vom feinsten. Und noch sieben weitere Bilder, die alle beweisen, dass Svenja Deininger nicht nichts gemalt hat, sondern viel, mit oft Schwarz und Blau, wenig abstrakt versperrten Menschen, sehr groß und schön klein, - dass sie mit dem Titel gelogen hat, ist nicht so schlimm. Es lohnen sich ein paar Loopings. Dann kommt der Schmetterling nachhaus und wird gefragt, und was machen die Stinkblechbüchsenhalter so? Wenn es ein optimistischer Falter ist, könnte er antworten: also, sie malen Bilder, in denen sie sich mit ihrer Abwesenheit beschäftigen. Wenn es ein religiöser Falter ist, könnte er sagen: ich wunder mich aber doch, dass deren Vorväter noch gedacht haben, sie können werden wie wir, die waren so naiv und haben Engel gemalt! - aber das ist jetzt zum Glück aus der Mode.

Mehr Texte von Gesche Heumann

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Stefan Sandner / Svenja Deininger
14.09 - 10.11.2007

Galerie Grita Insam
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: + 43 1 512 53 30, Fax: +43 1 512 5330 15
Öffnungszeiten: geschlossen

layr:wüstenhagen - zeitgenössische Kunst
1010 Wien, Bellariastrasse 6
Tel: +43 1 524 54 90, Fax: +43 1 523 84 22
Öffnungszeiten: geschlossen


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