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Heidrun Holzfeind – Mexico, Katerina Sedá: Oma, bitte kommen

Im Rahmen der Innsbrucker Premierentage eröffnete die Galerie im Taxispalais eine Doppelpräsentation - und unterstreicht gleichzeitig ihre Kompetenz im stetigen Reflektieren zeitgenössischer Kunstproduktion auf nationaler wie internationaler Ebene: Im aktuellen Falle jung, weiblich und mit erheblichen konzeptuellen und formalen Unterschieden. Die Österreicherin Heidrun Holzfeind lenkt den Blick nach Mexiko City. In der Diainstallation "C.U." begreift sie den in den frühen Fünfzigerjahren nach modernistischen Prinzipien gebauten Campus der UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México) nicht nur als architektonisches Weltkulturerbe und Ikone lateinamerikanischen Städtebaus. Sondern auch als Schauplatz und Wiege der kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele 1968 mit Militärgewalt niedergeschlagenen Studentenproteste. "Mexico 68" knüpft hier nahtlos an: Interviews mit den einstigen Protagonisten der Protestbewegung, erweitert durch zwei Serien aus Zeichnungen und Skulpturen. Wo Holzfeind aber kaum über die Dokumentation hinauskommt, erweist sich Katerina Sedà mit unspektakulären, jedoch raffinierten Eingriffen in die Alltäglichkeit als Akteurin, die dokumentiert, wo sie auch selbst Regie führt. Und die den Wirkungsbereich der Kunst aufs Leben (oder umgekehrt) auslotet. In dem in Teilen auf der diesjährigen documenta gezeigten Projekt "Kazdej pes, jiná ves" ("Jedem Hund ein anderes Dorf", 2007) greift Sedà in das miserable soziale Gefüge innerhalb der Plattenbausiedlung Nova Lísen in ihrem Heimatort Brno-Lísen ein. Sie verschickte tausend mit dem pastellfarbenen Plattenbau bedruckte Hemden an tausend Bewohner, jedes Paket mit dem Absender einer anderen Familie versehen. Die Reaktion/Interaktion, die darauf folgte, gehört ebenso zur Rauminstallation wie die formalistischen Diagramme, nach denen Sedà gearbeitet hat. Der Lebensunwille der eigenen Großmutter gab Anlass für das Projekt "Es ist alles egal" (2005-2007), das aus einer Art Beschäftigungstherapie für die in Lethargie verfallene alte Frau entstanden ist. Zugleich lebt es stark von deren eigenwilliger Persönlichkeit, die bis in den Zeichenstrich hinein sichtbar bleibt und über den Kunstanspruch eigentlich erhaben ist: Katerina Sedà ließ ihre Oma jene Verkaufsgegenstände aufzeichnen, mit denen sie während ihres Berufsleben in einer Eisenwarenhandlung zu tun hatte. Und sie ließ sie in der Fortsetzung "Vnucka" ("Enkelin", 2006-2007) täglich kleine Aufgaben erfüllen, zum Beispiel das Schreiben einer Postkarte. Jana Sedà schrieb ihrem Hund: "Mir geht`s gut und ich hab dich gern."
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Heidrun Holzfeind – Mexico, Katerina Sedá
24.11.2007 - 20.01.2008

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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