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Kunstmessen London: Hype um die Trabanten

Die Messen rund um die Frieze positionieren sich weiter Dass auf der Zoo Artfair eine in den Raum wuchernde Installation des in mehreren Medien arbeitenden Künstlers Graham Hudson von Charles Saatchi gekauft wurde, bleibt nicht bloß Small Talk Thema. Die publicity ist Indiz für die rasante Ausweitung des medialen Fokus im Londoner Kunst-Herbst. Kaum verborgen bleibt somit, dass Anita Zabludowicz, David Roberts, Amir Shariat oder Lawrence Graff ihre Sammlungen auf der Zoo Artfair erweiterten. Es verbreiterte sich die Resonanz für junge Künstler wie Jack Strange oder Nathan Maybury. Bemerkenswert allerdings, dass sich das Name-Dropping stets um das gleiche SammlerInnen-Klientel dreht. Auch die Rubells fehlen nicht in den aktuellen Berichten. Dennoch: Nun vom Regent´s Park in die Royal Academy übersiedelt gilt die Zoo mit ihrem Schwerpunkt auf Londoner und britische Galerien als extrem entwicklungsfähige Alternativmesse. Durch die Teilnahme von project spaces und ProduzentInnen-Galerien entstehen spannende Akzente. Währenddessen gelang der aus New York und Miami kommenden PULSE ihr Europa-Debut. Im Mary Ward House, einem ehemaligen Workers Club - einem sozialen Experiment des 19. Jahrhundert - herrschen Überschaubarkeit und konzentrierte Präsentationen vor. Verglichen mit der FRIEZE oder SCOPE manchmal auch Beschaulichkeit. In der tendenziell labyrinthischen Raum-Topografie bringen die ausgewählten Galerien hauptsächlich Fotografie und medial generierte Kunst im Spitzenfeld. Bei der DNA Galerie aus Berlin: ein Werk der im Kinoformat arbeitenden Laura Kikauka, die in hippen und chaotisch wirkenden Environments lebt, bis diese als vielschichtige Bilder festgehalten werden. Wesentlich ruhiger der Bernd und Hilla Becher-Schüler Thomas Florschütz bei Volker Diehl aus Köln, der Telegrafenmasten und herunter gekommene Bäume zu Hauptprotagonisten seiner Serie amerikanischer Warehouses macht. Ebenfalls klassisch: Porträt-Fotografien des aus Mali stammenden Malick Sidibe. Die kleineren Formate bot Jack Shainman aus New York zwischen ab 2.800 Dollar an. Existentiell und hypnotisch dagegen: Fotoarbeiten Anastasia Khoroshilovas bei Hilger Contemporary. Knoll Galleries Wien + Budapest brachte einige der in einem komplexen Print-Verfahren hergestellten Images des Videos LAST RIOT 2, der Moskauer AES+F Group auf die Pulse. Dass der Stand von einem Sammler frequentiert wurde, der eine Ausgabe der seit der Biennale Venedig weithin bekannten Video-Arbeit besitzt, ist Indfiz dafür, dass es die PULSE auf Anhieb schaffte, hochpreisig kaufende Kundschaft zumindest anzuziehen. Durch ihr Service und ihren klaren Auftritt ist die PULSE jedenfalls als klassische Kunstmesse positioniert. Den historischen Räumen fehlt es jedoch an Drive. All zu schnell wirken sie statisch und museal. Lukas Feichtner aus Wien erfuhr zu spät, dass die verwinkelte Situation nur limitierte Werkgrößen erlaubt. Die an das Budapest der 1950er Jahre erinnernde Südbahnhof-Foto-Arbeit von Werner Schrödl berührte bereits die Maß-Grenzen. Über das Image eines eher grünen Neulings dagegen scheint die bridgeArtfair in London kaum hinaus zu kommen. Sie startete in den USA als Alternativprojekt während der Art Chicago und ist vor allem aus Miami bekannt. Als Schnittstelle in Richtung Mittel- und Südamerika wie auch in Richtung West-Coast bezog sie das gesamte Trafalgar Hotel. Aus dem höchst divergenten Angebot stechen gelegentlich Fotoarbeiten heraus; etwa ein Zyklus des in Sao Paulo geborenen Latino-Amerikaners Alberto Simon. Insgesamt franst das Angebot jedoch aus. Nur wenig Publikum steckt seine Nase in die sterilen Hotelräume. Hier ist eindeutig eine Randzone des herbstlichen Kunstmarkt-UFO in London erreicht. Das Publikum hat sich außen vor an der Hotelbar eingebremst. Was andernorts als vibrierendes Feld daherkommt, scheint hier nicht so recht den Startknopf gefunden zu haben. Ob auch hier der vielköpfige Markt seinen monetären Treibstoff hinterließ, wird das nächste Jahr zeigen. www.zooartfair.com www.pulse-art.com www.bridgeartfair.com
Mehr Texte von Roland Schöny

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Kunstmessen London
10 - 14.10.2007

Zoo, Pulse, Bridge Art Fair
London,


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