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Architektur hebt ab

Raum ist der Grundstoff, aus dem Architektur gewoben ist, Bewegung die Erfahrung, mit der sich Gebautes erfahren lässt, Interaktion die Möglichkeit, die gute Räume schaffen. Bis dato mussten sich Diplomprojekte damit begnügen, vom geistigen Auge des Betrachters in der bewährten Viererkombination aus Skizzen, Texten, Plänen und Modellen erschlossen zu werden. Die fünfte, von Manfred Wolff-Plotteg und Harald Trapp kuratierte "archdiploma 2007" geht nun einen entscheidenden Schritt weiter. Die heurige Architekturbiennale der besten Diplomarbeiten der TU Wien erobert sich eine Insel in der virtuellen Welt von "second life". Sie stellt so nicht nur die Projekte, sondern auch die Auswirkung der Medien auf die Wahrnehmung von Architektur zur Diskussion. Auch die Präsentation im project-space der Kunsthalle am Karlplatz sprengt den Rahmen. Die Modelle erobern sich den Luftraum unter der Decke, die sehr übersichtlichen, informativen Präsentationsblätter dazu die Glasfassade. Per WAP kann man komprimierte Daten davon auf jedes Handy transformieren, die Wahl zum Publikumspreis funktioniert auch über Near Field Commmunication und Internet. Die Projekte bestechen mit nachhaltigen und globalen Ansätzen, ihr Themenspektrum reicht vom xtremsporthotel Obertauern (Günther Mayr) bis zum Tetra-Pack-Möbel (Julia Steinbauer). Raum wird zu einem veränderungsfähigen Interaktionsfeld. So klopfte Astrid Erhartt-Perez Castro die offenen Müllhalden, an und von denen die Bewohner von Tlatel-Xochitenco leben, auf ihr Entwicklungspotential ab. Sie fand eine Strategie, diesem Stadtteil von Mexiko City durch Recycling neue Einkommenschancen und durch die Werkstätten dazu neuen Lebensraum zu schaffen. In puncto Erlebnisqualität ist auch die straßendurchzogene Peripherie am Speckgürtel-Südrand Wiens ein Entwicklungsland: für dieses hybride Umfeld erarbeitete Katharina Urbanek einen Katalog von Aneignungstaktiken. Paul Kweton entwickelte eine fließende Raum-Struktur für seine "studioPaulbaut Concept-Stores", die das sinnliche Erlebnis des Konsumierens steigert. Dank computergenerierter Entwurfsverfahren erfinden sich die Stores immer wieder neu, ohne ihre Corporate Identity zu verleugnen. Es lohnt sich, seinen Architektur-Denk-Raum durch die "archdiploma" zu erweitern. Im "second life" lässt sie sich sogar im Freiflug erforschen. Architektur hebt ab. archdiploma07.archlab.tuwien.ac.at
Mehr Texte von Isabella Marboe

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