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exitus - tod alltäglich: Die Frage nach dem Nirgendwo ist überall

Was weiß man vom Sterben und Totsein? Jedenfalls, daß man es selbst nicht konsumieren und hinterher noch lebendig sein wird. Das Künstlerhaus nähert sich der großen Fassungslosigkeit mit einer sehr großen Ausstellung. Neben Arbeiten von 132 Künstlern sind etliche Exponate aus dem Alltag des Bestattungswesens zu sehen, was eine spezifisch seltsame Gratwanderung zwischen großem Ernst und wuchtiger Folklore bewirkt. So findet sich ein Sarg, der für Katastropheneinsätze ohne Werkzeug zusammensetzbar ist, neben einer Pappmaché-Kunstharz-Sargwiege von Tone Fink (Rüttelsarg, 2000, 70x190x50cm). Es gibt einen Sitzsarg von Wittigo zur Hommage an René Magritte (2001), große Särge mit Griffen, die zupackender aussehen als Türklinken, große schwarze Autos, Totenköpfe auf Bildern von Basquiat, Andy Warhol, Zündup, Donald Baechler, Otto Dix, Adolf Frohner und anderen mehr - von Douglas Gordon ein Totenschädel mit ausgestanzten Sternen; in der Gruftieszeneabteilung ein Totenkopftoaster. Weiters Fotografien von toten Menschen, die entspannt aussehen (Rudolf Schäfer, Der ewige Schlaf, 1988), Fotografien von Personen, die vielleicht gerade sterben (Ona B./Zhu Yan, Death in the studio, 2007, weiters Matthias Hermann, Christo morto nach Mantegna, 2007 und Secession Schlegel, 2005), ein Mann, der sich mit einem Skelett auf dem Sofa amüsiert (Franz Fiedler, Silberabzug 1922), Fotografien von prominenten Toten oder deren Masken, Todesanzeigen der Mütter von Maria Schell, Franz Beckenbauer und Reinhold Messner, Fotografien und Videos von Bestattungszügen, ein Kinderleichenhemdchen aus Papier - Detailliert wird darüber aufgeklärt, wie der Leichnam des Liebsten zu einem Diamanten transformiert werden könnte; Broschüren des Unternehmens liegen aus. Diskret anders hingegen ein Bild von Marcin Maciejowski (Tadeusz Kantor über das Grab von Salvatore Dali, 2007), auf dem der Betrachter die (liegende?) Froschperspektive in einem grünlichen Raum gegenüber leergesichtigen Betrachtern einnimmt: kein Totenkopf, kein Skelett, einfach eine septische Kälte und Getrenntheit. Wie wird es sein? 26 leihgebende Institutionen und der Kooperationspartner Bestattung Wien haben eine Ausstellung bestückt, deren Unüberschaubarkeit dem Thema kongenial gerecht wird: man weiß nicht, wie es sich am Selbst anfühlt, möglich ist viel, und es betrifft alle(s), zuguterletzt.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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exitus - tod alltäglich
20.10.2007 - 06.01.2008

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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