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Coop Himmelb(l)au. Beyond the Blue: Architektur muss trennen

Coop Himmelb(l)au waren mal richtig gut. 1968 gegründet, mischten sie gemeinsam mit Hans Hollein, Haus-Rucker-Co und anderen die Architekturszene der Sechziger gehörig auf. Ihre pneumatischen Wohneinheiten gehören sicher zum epochemachendsten, was hierzulande nach dem Zweiten Weltkrieg passierte. "Es gibt keine Wände mehr. Unsere Räume sind pulsierende Ballons", postulierte man und bezog sich im radikalen architektonischen Ansatz auf den gesellschaftspolitischen Rudi Dutschkes. Schlummert indes nicht gelegentlich in aller Revoluzzer-Attitude der latente Erfolg? Lebte Dutschke noch, wäre er Spitzenpolitiker der Toskana-Fraktion geworden? Im heutigen Werk von Coop Himmelb(l)au politisches Bewusstsein auszumachen fällt jedenfalls eingermaßen schwer, sieht man Wolf Prix in den Fernsehnachrichten bei der Einweihung der Münchner BMW-Welt, liest man von der Kaltschnäuzigkeit, mit der das von Coop geplante Hochhaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt die denkmalgeschützte Großmarkthalle von 1928 schräg zertrennen und teilweise zerstören will. Beide Projekte sind in der großen MAK-Retrospektive ausführlich in Renderings und großen Modellen vorgestellt, neben dem Musée des Confluences in Lyon als drittem aktuellem Großbau. Die große MAK-Ausstellungshalle nimmt ein von Prix entworfenes Tribünenbauwerk ein, von dem man aus der Ferne auf eine Stadtlandschaft aus Coop-Modellen blicken kann. Ein Diagonalweg führt durch die knapp unter Augenhöhe aufgestellten Artefakte, ein Begleitblatt bezeichnet, was zu sehen wäre, könnte man näher hin. Ergänzt wird die Auswahl durch eine Filmprojektion und einen rundumlaufenden Fries mit chronologisch gereihten Bildern der Coop-Projekte, ausgewählte davon stellt der Katalog näher vor. Funktionen sind sekundär, entscheidend der große formale Wurf. Von den radikalen Konzeptionisten, soviel ist klar, sind Coop aufgestiegen in den Himmel der international begehrten, groß- und vielbauenden breitenwirksamen Stars.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Coop Himmelb(l)au. Beyond the Blue
12.12.2007 - 11.05.2008

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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