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Reger Leihverkehr

Es ist schon tragisch: Die Tatsache, dass Helmut Zilk - vor allem in Verbindung mit Gattin Dagi - heute eher als etwas verschrobener Society-Löwe denn als soignierter Ex-Politiker auftritt, lässt seine Verdienste für die Wiener Kulturpolitik glatt in Vergessenheit geraten. Die Geschichte, dass er seinerzeit im WUK aufgekehrt hätte, mag stimmen oder auch nicht. Doch eines ist verbürgt: 1979, als hier zu Lande noch keiner wusste, was eine Artothek ist, gründete er den ersten Bilderverleih Österreichs: In der Schönlaterngasse konnte sich ab sofort jeder Wiener/ jede Wienerin Arbeiten aus der Sammlung der Stadt Wien - allesamt auf Papier, praktisch im Karton zu transportieren - ausleihen. Vor kurzem ist die Artothek umgezogen, ein bisschen verkriecht sie sich im hintersten Winkel des ebenfalls neu eingerichteten MUSA (Museum auf Abruf) - viel Platz braucht man nicht für den Bestand von 1200 bis 1500 Grafiken: Ein großer Teil davon, rund 700 davon, ist ohnehin ausgeliehen. Und der Rest findet Platz in einer Reihe von ausziehbaren Museumsregalen. Nicht unbedingt das klassische Kunstpublikum, erzählt Leiterin Michi Nagl, leiht sich Bilder aus - eher Leute, die zuvor noch nie eine Galerie betreten haben. "Manche verhalten sich am Anfang zögerlich, fragen, ob sie selbst die Regale ausziehen dürfen oder ähnliches", sagt sie. Viele halten sich anfangs an "Sicheres", Landschaftsaquarelle etwa. Allerdings "kriegen die Leute mit der Zeit ein Auge", wie es Nagl ausdrückt: Da kommt es schon mal vor, dass sie einen ehemaligen Kunst-Laien bei einer Ausstellungseröffnung trifft. Das monatliche Entgelt pro Bild - auf vier Stück pro Person ist die Ausleihe limitiert - beträgt 2.50 Euro. Ein Preis, der so moderat ist, dass er anfänglich die Galeristen nervös gemacht hat. Als Antwort auf derartige Bedenken hat Nagl einen Vergleich parat: "Das Verhältnis zwischen Artothek und Galerie ist so wie das zwischen Bibliothek und Buchhandlung. Das sind einfach zwei völlig unterschiedliche Einrichtungen." Nach spätestens 12 Monaten muss man sich schließlich von "seinem" Bild wieder trennen. Und vielleicht kauft man dann selbst Kunst. Artothek Felderstraße 6-8, 1010 Wien www.artothek-galerie.at
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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