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Im Rampenlicht - Baumeister als Bühnenbildner: Kasperl für Conoisseure

Einmal mehr arbeitet das Kunstmuseum Stuttgart einen Teil seiner umfangreichen und hochrangigen Sammlung auf - diesmal das bühnenbildnerische Werk Willi Baumeisters. Mit der zeitgleich laufenden großen Schau über Otto Dix und das Portrait zeigt man einen bekannteren, auch kulturtouristisch attraktiven Künstler der süddeutschen Moderne - auch diese Zusammenstellung übrigens weitgehend aus der eigenen Sammlung bestückt. Im Erdgeschoss bleibt dann Raum für das eher spezielle Programm zum als Bühnenbildner kaum bekannten schwäbischen Hölzel-Schüler. Die Kabinettausstellung steht in der Nachfolge der verdienstvollen Dokumentation des Kunstmuseums zu Schlemmers, Baumeisters und Franz Krauses Arbeit im Lack-Laboratorium während der Nazizeit. (Siehe die artmagazine-Kritik vom 22.05.2007) Mit den neben zahlreichen Zeichnungen gezeigten Bühnenbildmodellen, Filmausschnitten, Musik und Fotos ist sie durchaus auch für die dort anzutreffenden Familien unterhaltsam. Dazu ist ein in seiner Ausführlichkeit und wissenschaftlichen Sorgfalt vorbildlicher Katalog erschienen. Hier zeigt sich das große Potential von Museen, neben gut gemachten publikumswirksamen Groß-Schauen auch die Forschung und Aufarbeitung der eigenen Bestände, hier des im Haus befindlichen Baumeister-Archivs, nicht auf das oberflächliche Verbraten in Mega-Schauen zu beschränken, sondern mit wissenschaftlicher Nachhaltigkeit anzugehen. "Im Rampenlicht", so der Titel der Zusammenstellung, kann dabei eben auch einmal ein Nebenthema stehen. Dabei gibt es viel zu entdecken, Baumeisters frühe experimentelle Theaterarbeiten im progressiven Stuttgart der zwanziger Jahre etwa, im Geiste des frühen Bauhauses mit dominanten Primärfarben à la Schlemmer und fast dadaistischem Furor und nach Farbe, Fläche und Raum gegliedertem abstrahiertem Bühnenraum. Und die "Kasperle-Spiele für große Leute" von 1953, Baumeisters letztes Bühnenbild, lange nach den "Raumskizzen" aus der Zeit des nationalsozialistischen Arbeitsverbots entstanden: Da macht groß sein Spaß.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Im Rampenlicht - Baumeister als Bühnenbildner
29.09.2007 - 10.02.2008

Kunstmuseum Stuttgart
70173 Stuttgart, Kleiner Schlossplatz 1
Tel: +49 (0) 711 – 216 21 88, Fax: +49 (0) 711 – 216 78 20
Email: info@kunstmuseum-stuttgart.de
http://www.kunstmuseum-stuttgart.de
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Fr 10-21 h


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