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Stille in dröhnender Zeit

Vorsichtig bewegen sich Figuren im weißen Nichts des Bildschirms. Animationen ohne Hintergrund, Gesichter ohne Augen, Nähe ohne Grund. Die Arbeit "s.h.e." von Natasa Teofilovic (SRB) ist in ihrem Zögern behutsam, in der Annäherung bedächtig und im Alleinsein bestimmt. Die Figuren werden zur dreidimensionalen Metapher menschlicher Verhaltensmuster, bleiben aber immer gemappte Polygone, die sich selbst genügen. In der Durchdringung der Körper vermischen sich einzelne Teile, verschmelzen aber nicht. "s.h.e." ist ein gelungenes Beispiel einer künstlerischen Auseinandersetzung jenseits von Edu- und Entertainment, wie sie ansonsten nur zu oft im Rahmen von 3D-Arbeiten zu finden sind. Die Installation auf fünf Screens bleibt im Rahmen der diesjährigen Ausstellung im Ars Electronica Center auch nach dem Festival zugänglich. Ebenfalls Teil einer über das Festival hinausgehenden Ausstellung ist die österreichische Arbeit "Spiegelzellen" von Sylvia Eckermann, Peter Szely und Doron Goldfarb in der Linzer Landesgalerie. Hier wird ein endlosverspiegelter Kubus zum immersiven Aufenthaltsraum, in dem sich Nutzende über drei Projektionsflächen einander annähern können. Diese Begegnungen finden in unterschiedlichen emotionalen Sphären statt. So ist ein Raum der Erinnerung gewidmet, ein anderer den Prinzipien von Vergänglichkeit und Veränderung, ein dritter dem Phänomen von Nähe und Körperlichkeit; ein vierter thematisiert Fragen von Identität und Mimesis und ein fünfter schließlich das Außen. Abgesehen von der überaus interessanten zugrundeliegenden Installationsidee, kann die Arbeit als visuell wie akustisch ebenso außergewöhnliche wie geglückte Anwendung einer Multi-User-Umgebung betrachtet werden, die wiederum jenseits herkömmlicher 3D-Spielumgebungen Fragen aufwirft und sich nicht damit begnügt, absehbare Handlungen zu evozieren. Diese beiden Arbeiten können stellvertretend für noch weitere während des Festivals stehen, die der Frage von Nähe und Distanz nachspüren, multiples Sein thematisieren und damit auch Gegenwart spiegeln. Auf einer weiteren Ebene leistet dies auch die Arbeit "Augmented Sculpture" von Pablo Valbuena (ES). Ein Architekturmodell wird hier mit einer Lichtprojektion überlagert. Der Lauf der Zeit wird sichtbar und die (politische) Frage bleibt, ob es nun um das das Einzelne oder das Gesamte gehen soll. www.aec.at
Mehr Texte von Ursula Hentschläger

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