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Ein Vorschlag zur Museumsreform.

Ministerin Schmied wird sehr bald ihre Museumsreform verkünden. Also haben sich die Museumsdirektoren in eine für sie möglichst eigenlöblerische Ausgangssituation gebracht um in ihren Museen weiterhin eigenbrötlerisch agieren zu können – nur mit besserer Dotierung. Herr Köb jammert ängstlich wie immer, Herr Noever jammert tobend wie immer, Herr Seipel schweigt vorsichtig wie nicht immer und Herr Schröder gibt derzeit viele Interviews mit der Kernaussage wie immer: Er ist der größte Primus inter Pares. Und zwar mit Abstand. Seine Körpergröße ist es. Seine Kondition ist es. Sein Blockbusterwille ist es. ("700.000 Besucher statt 7.000"). Seine Überredungskunst ist es. Seine Umbauquantität ist es. Seine Überzeugungskraft ist es. Und sein taktisches Geschick ist es. Nehmen wir als Beweis nur die Requirierung der Supersammlung Batliner. Das ist eine von Herrn Schröder stolz verkündete Dauerleihgabe für seine Albertina. Eine durchaus beachtenswerte Meisterleistung. Aber: Diese Dauerleihgabe kann "nach zehn Jahren aus triftigen Gründen gekündigt werden, aber das wird keiner wollen, der halbwegs bei Sinnen ist". Frau Ministerin Schmied darf also bei ihrer Museumsreform jetzt ja nicht die Sinne verlieren. Und z.B. Rahmenzielvereinbarungen bekannt geben, die Herrn Schröder eventuell nicht genehm sind. Denn die Batliner-Sammlung "kann auch gekündigt werden, wenn ich das Haus vorzeitig verlasse". Da wird die Frau Ministerin aber sehr aufpassen müssen, dass aus dem wichtigsten Universalmuseum (von Österreich) nicht wieder nur die wichtigste Grafiksammlung (der Welt) wird. Ja und dann noch der wundervolle Schlusssatz eines Interviews im Standard. "Es ist mein Ziel, als Albertina-Chef in Pension zu gehen. Und ich füge hinzu: Ich habe nicht vor, in Frühpension zu gehen". Sehr geehrte Frau Ministerin – bitte vorsichtig sein und bei ihrer geplanten Museumsreform jetzt ja keinen Fehler machen. Denn selbst, wenn dieser Satz keine Drohung ist, selbst wenn dieser Satz nur einen versteckten Humor in sich birgt – er könnte ja auch ernst gemeint sein. Was dann??? Sie könnten z.B. ihre geplante Reform spontan und dahin gehend abändern, dass sie als sozialdemokratische Ministerin gleich eine Kulturmonarchie institutionalisieren und Herrn Schröder zum Generalkulturbevollmächtigten auf Lebzeiten machen. Dann kann er autoritär, quotensicher und mit durchaus qualitativem Highlightgespür so nebenbei ein Metropolitan-Albertina-Art-Museum-Vienna schaffen und dem Kulturtourismus in Wien zu weltweit einzigartigen Quoten verhelfen. Und als angenehmen Nebeneffekt wären sie auf einen Schlag gleich alle anderen Museumsquerulanten los. Eine echte Reformperspektive oder?
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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Ihre Meinung

3 Postings in diesem Forum
Nachtrag
Manfred | 04.09.2007 05:24 | antworten
Wozu schreib ich mir die Finger wund. Wozu erkläre ich die Wiener Museumswelt. Liebe Frau Ministerin - der Herr Schröder ist nicht der Herr Gusenbauer. Das haben sie jetzt aber sicher auch schon gehört und gelesen. Die Kunst wird leiden, das Publikum wird leiden (ob da nicht bereits eine blöde Nachtigall im Busch tapst?), die Mitarbeiter müssen aufgerichtet werden usw. Nur noch ein kleiner Rat des Glosseurs: Wer sich über die weltmeisterlichen Publikumsquoten erfreut, sollte den Hervorbringer derselben nicht mit einer Nullhonorierung abfertigen. PS - die neidhammeligen Köb-Attacken in den heutigen Medien wollen wir jetzt nicht einmal ignorieren
Sind Sie frustriert,
Keine Ahnung | 09.09.2007 05:24 | antworten
dass sonst niemand mehr Ihre Ergüsse kommentiert?
tapser
blos so | 10.09.2007 10:24 | antworten
heisst aber: ...nachtigall t-r-apst !

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