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Glückliche Fügungen

Manchmal sind es glückliche Fügungen, die Bauherren und Architekten zusammenführen. In diesem Fall einen ambitionierten Hotelier mit Interesse an gestalterischen Fragen und ein ihm freundschaftlich verbundenes junges Architektenteam. Ausgangspunkt: das Hotel Tulbingerkogel, 1932 von Max Fellerer und Eugen Wörle in der lapidaren Formensprache der Nachfolge Josef Hoffmanns und Clemens Holzmeisters errichtet; ein wenig bekanntes Stück Wiener Moderne, bis hin zu den Fellerer\schen Türklinken und Fensterhebeln geschätzt und gepflegt. Nach Umbauten und Neumöblierung Anfang der fünfziger Jahre und einem Anbau aus den Siebzigern beschloss man eine neuerliche Erweiterung um einen Tagungs- und Wellnessbereich. Dem kubischen Fellerer-Bau mit seiner rundum verglasten Speiseloggia machen die Peichl-Schüler Gabriel Kacerovsky, Alexander Ginzel, Peter Döllmann und Arnim Dold (archisphere) klugerweise keine Konkurrenz. Wichtigste Prämisse des dreistöckigen Quaders mit vorgelagertem Veranstaltungssaal ist der ungehinderte Ausblick über den Wienerwald, der nach Wunsch des Bauherrn auch von den Bädern der sechs neuen Hotelzimmer gewährleistet sein sollte. Die transparenten Raumschichten setzen sich daher von den durchbrochenen Akazienholz-Balkonbrüstungen über die Glas-Schiebewände und die zum Schlafraum verglasten Badezimmer bis zur rückwärtigen Verspiegelung fort, die noch beim Zähneputzen den Blick auf Ötscher und Schneeberg erlaubt. Modische Effekte wurden auch in der Einrichtung vermieden; die nach Entwürfen von archisphere gearbeiteten nussfurnierten Kofferbänke und Ablagetische mit Ausziehfächern stehen in der soliden Tradition der Wiener Möbelkultur der Zwischenkriegszeit. Im Wellnessbereich bilden dunkelgraue Schieferplatten außen und innen eine haptische Bodenfläche, die sich zwischen Sauna und Freibecken zu Sitz- und Liegemulden einknickt. Das Außenbecken wurde so konstruiert, dass die Wasseroberfläche optisch direkt in den Wienerwald überfließt. Vergleichbare Konzepte der formalen Reduktion zugunsten der Nähe zur Landschaft wollen einem im Hotelbau nur vereinzelt für Tirol und Vorarlberg einfallen. In Ostösterreich sucht der Bau auf diesem Sektor seinesgleichen. archisphere - Erweiterung Hotel Tulbingerkogel Tulbingerkogel 1, 3001 Mauerbach www.tulbingerkogel.at www.archisphere.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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