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Hans Makart (1840-1884) - Das große Liebesspiel: Der Künstler und die modernen Amoretten

Man spricht immer von der Gnade der späten Geburt. Was wäre aus dem verschwenderischen, talentierten Hans Makart wohl geworden, wenn er mitten in die Moderne geboren worden wäre? Ein zweiter Jackson Pollock vielleicht? Oder ein enger Verwandter von Christo? Wäre es ihm auch im 20. Jahrhundert gelungen, der künstlerische Direktor einer ganzen Epoche zu werden? Die Makart-Zeit! Wie die wohl ausgesehen hätte - nach Duchamp und Malewitsch? Genug der Wenns. Hans Makart wurde bekanntlich 1840 in Salzburg geboren und ebendort wird ihm gerade eine weitere Retrospektive gewidmet. Denn obwohl die Ansichten der Klassischen Moderne über die offizielle Kunst des 19. Jahrhunderts auch nach ihrem Ausklang noch immer kaum angezweifelt werden und Salonmalerei und Historismus nach wie vor so ziemlich für das Letzte an Scheußlichkeiten gelten, ist Makarts postume Karriere verhältnismäßig gut verlaufen. Nach einigen friedlichen Jahrzehnten wurde sein Werk zum fünfzigsten Todestag 1934 schon relativ früh wiederentdeckt. In die nostalgiesüchtigen Siebziger des 20. Jahrhunderts fällt die zweite Phase dieser Wiederentdeckung. Seither können wir an Hans Makart und dem Mythos seiner Zeit nicht mehr vorbei: Makarts Entwürfe für den Festzug zur Silberhochzeit des Kaiserpaares, Makarts Atelier in der Gusshausstraße, Makart als Malerfürst sind gängige Topoi von Ausstellungen und Publikationen. Das Salzburg Museum schließt sich diesem Trend an, zumal seine Sammlungen einen stattlichen Bestand an Werken des berühmten Sohnes enthalten. Wenn für diese Ausstellung vielleicht auch auf manches repräsentative Hauptwerk verzichtet wurde, ist doch alles vorhanden, um einen ausgezeichneten Eindruck zu erwecken von dem, was einstens die Besucher in Scharen herbeiströmen ließ: die Entwurfsskizze zum Triptychon "Moderne Amoretten" und seiner architektonischen Wandmontage aus dem Wiener Belvedere ist da, jenes Werk, das Makart 1868 wegen seiner neuartigen Verbindung von antikisierenden, heidnischen mit säkularen, modernen und japonistisch-dekorativen Elementen in München und Wien schlagartig bekannt machte. Eine Galerie von Frauenporträts, darunter das berühmte der Schauspielerin Charlotte Wolter als Messalina aus dem Wien Museum, geben Auskunft über das jugendlich-sinnliche Schönheitsideal des Malerfürsten, dem sich die Porträtierte im Zweifelsfall auch unterwerfen musste. Das letzte, nicht mehr von Makart vollendete Riesengemälde "Der Frühling", das nach dessen Tod jahrzehntelang als Ladenhüter beim Kunsthändler Miethke vegetierte, ist nicht nur das Bild gewordene Festival makartscher Opulenz und ins Mythologisch-Historisierende enthobenen Lebensfreude, sondern auch deren unfreiwillig melancholischer Abgesang. Und dennoch: In der zeitgleich zur Ausstellung vom Salzburg Museum herausgegebenen Makart-Monographie ist in einem 1884 angesichts des hoffnungslosen Gesundheitszustandes Makarts vom nie um die richtigen Worte verlegenen Wiener Kunstkritiker Ludwig Hevesi verfassten Text nachzulesen: "Niemals ist in Wien ein Maler so populär gewesen. Nur die Kunstfreunde kennen Canon und Angeli, aber der letzte Vorstadtmensch, der nie in einem Bildersaal gewesen, kennt `den` Makart." Daran hat sich nicht so viel geändert: Wenn jemand überhaupt ein wenig über die andere Malerei des 19. Jahrhunderts weiß, über das, was nicht Realismus oder Impressionismus war, dann kennt er wohl - den Makart-Stil.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Hans Makart (1840-1884) - Das große Liebesspiel
01.06 - 30.09.2007

Salzburg Museum - Neue Residenz
5010 Salzburg, Mozartplatz 1
Tel: +43-662-62 08 08-700, Fax: +43-662-62 08 08-720
Email: office@salzburgmuseum.at
http://www.salzburgmuseum.at/index.php?id=1166
Öffnungszeiten: Di -So 9.00 - 17.00, Do 9.00 - 20.00 Uhr


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