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There is no border, there is no border, there is no border, no border, no border, no border, I wish*: Hüben und drüben.

Kann das probateste Mittel zur Trennung auch verbindend wirken? Im Versuch, es zu überwinden, durchaus. Was das Hüben und Drüben betrifft, kommt es beim Thema Grenze jedenfalls auch zur Grüppchenbildung. Das zeigt etwa die "East Art Map" (2002/2005) der slowenischen Künstlergruppe IRWIN, die eine topographische Ansicht künstlerischen Schaffens in Osteuropa bietet. Politische Grenzen sind in diesem Mantra-artig beschworenen Ausstellungsprojekt überhaupt stark vertreten: Der Titel "There ist no border, there is no border, there is no border, no border, no border, no border, I wish*" stammt von Selja Kameric, die um die Themen Migration und Ausgrenzung kreist. Auch in "Closing the Border", einer öffentlichen Intervention zwischen San Marino und Italien aus dem Jahr 2002. Insgesamt sprengen die Arbeiten von 24 Künstlerinnen und Künstlern in der Taxisgalerie beinahe auch räumliche Grenzen. Der britische Künstler und Netzaktivist Heath Bunting bespielt ein bescheidenes Plätzchen, sein Projekt "borderXing" (Border-Crossing) schert sich um territoriale Ansprüche aber ohnehin wenig. Bunting überschreitet "grüne Grenzen" und ist auch an der Österreichisch-Ungarischen nicht beim Grenzschutz vorstellig geworden. Abgesehen von Wegkarten und Fotos dokumentiert er derlei Aktionen auch auf dem Server irational.org. Zu einem beträchtlichen Teil prägen Konflikte, Macht und Identität den künstlerischen Aktionsradius, Mona Hatoum und Yaron Leshem liefern eindrückliche Beispiele, letzterer mit "Köy/Village" (2004), der fotografierten Kulisse eines palästinensischen Dorfes, das der israelischen Armee zu Ausbildungszwecken dient. Aber auf Grenzen trifft man auch dort, wo sie kaum vermutet werden: Eine spannende Bereicherung ist "The Politics of Colour" (2007) des schwedischen Duos MW Democratic Movement, das sich der Entwicklung der Farbfernsehsysteme in den 1950er und 1960er Jahren beschäftigt und sich damit unverhofft auch in der Kolonialpolitik wiederfindet. Und während Artur Žmijewski mit der Wiederholung des Stanford Prison Experiments ("Repetition", 2005) auch moralische Grenzen auslotet, nährt im Untergeschoß die Arbeit von Eva Schlegel und Eva Würdinger am ehemaligen Wiener Jugendgerichtshof das Gefühl beengter Verhältnisse. Dass zugleich auch im Innsbrucker Kunstpavillon "Grenzziehungen" zum Ausstellungs-Thema erklärt wurden, ist ein Zufall. Angesichts einiger bereichernder österreichischer Arbeiten aber kein unerfreulicher. Ute Neuber geht dem Thema an die Wäsche, bzw. unter den Rock: Neun Meter Kreisumfang misst ein Reifrocksaum des 19. Jahrhunderts, in seiner Mitte ist genug ein- und abgegrenzter Raum für Überlegungen zu Neubers Segmentkleiderserie oder menschliche Gruppenbildung. Niki Passath dagegen lässt das Individuum allein und lotet mittels selbstgebautem Tätowierroboter das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Maschine aus.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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There is no border, there is no border, there is no border, no border, no border, no border, I wish*
01.09 - 14.10.2007

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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