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Chinaproduction: Bilderflut

Gespannt richtet sich der mediale Blick nach China und produziert Klischees am laufenden Band: Menschenmassen, Mao, Macht, schnelles Geld und Investorenprojekte, die mit affenartiger Geschwindigkeit in Rekordhöhen wachsen, sind nur einige davon. Viele Star-Architekten realisieren in China Projekte, ihre Zahl ist so gigantisch wie das Tempo und die Stilvielfalt, in der sie entstehen. "In China wechseln die Epochen alle zwei Jahre. Es ist der Durchlauferhitzer der Weltarchitektur," bringt Dietmar Steiner, Direktor des AZW die Sache auf den Punkt. Johannes Porsch kuratierte die dortige Ausstellung "China Produktion". Er entschied sich, die überbordernde Architektur-Produktion im Spiegel der Bilder und Medienberichte zu zeigen, die sie produziert. Kaleidoskopartig finden sie sich nun zu Themen gruppiert auf Tafeln gehängt, die aufeinander verweisen und sich so zu einem China-Puzzle zusammensetzen lassen. Sie reichen von der Suche nach einer spezifischen Identität über teils utopisch anmutende urbanistische Zukunftsvisionen bis hin zu so grundsätzlichen Problemstellungen wie der Bodenrechtsfrage oder den Produktionsbedingungen der Architektur. Wie in Spiegelsplittern brechen sich in ihnen Aspekte der chinesischen Wirklichkeit mit dem Fokus des medialen Interesses, bei dem je nach Standpunkt auch Zeitgeschichte und ideologischer Wandel zum Tragen kommen. Nationale Ikonen wie die verbotene Stadt finden sich hier ebenso wie einst identitätsstiftende Relikte der Mao-Ära oder chinesische Referenzmodelle der klassischen Moderne, wie sie wohl überall in der Welt stehen könnten. Letztlich gilt das auch für einen Großteil der rezenten Architekturproduktion. Wie sich Turbo-Kapitalismus und Turbo-Speed auf die Lebensverhältnisse einzelner auswirken, ist auf den Fotos von Miao Xiaochun, Hu Yang und Xing Danwen zu erahnen. "Hier kann man sich verlaufen, und genau das ist sehr chinesisch": dieses Zitat von Jerome Rocherolle steht über dem Bild einer nebelverhangenen Landschaft. So gesehen, ist "China Production" sehr chinesisch. Auch zwischen seinen Textbausteinen und Bildern kann man sich verlaufen. Man kann darin aber auch fündig werden. Das Maß, in dem man sich auf sie einlässt, wird das Bild von China bestimmen, das sich hier jeder Besucher produziert. In der Publikation "Hintergrund" lässt es sich in Ruhe revidieren.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Chinaproduction
26.10.2007 - 21.01.2008

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


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