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Am Gänsehäufel - Ein Strandbad wird 100: Bossa Nova in der Turmkabane

Warum alliierte Flugzeuge das Strandbad Gänsehäufel kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit 130 Bomben bewarfen, kann nur vermutet werden. Sie hielten es wohl wegen der Barackenstruktur der Umkleiden aus der Luft für eine Industrieanlage. An einen Wiederaufbau der Holzkonstruktionen war nicht zu denken, die gesamte Anlage wurde nach einem geladenen Wettbewerb als spektakuläre Sichtbeton-Anlage neu gebaut und 1950 unter großem Hallo wiedereröffnet. Die fünfjährige Unterbrechung des Badebetriebes war indessen nicht mehr als eine Episode in der hundertjährigen Badegeschichte der Insel in der Alten Donau. 1907: Auftritt Florian Berndl, ein Naturapostel, der dem Lebensreformzentrum Monte Verità mit seinen Holzsandalen, Sonnenbräune und Rauschebart alle Ehre gemacht hätte. Ekstatische Luft- und Flussbäder waren angesagt, der aufgeschüttete Sandstrand lieferte den Namen zur noch heute existierenden Kleingartenkolonie "Neu-Brasilien" gegenüber der Insel. In den Zwanzigern hatte man eine Besucherfrequenz von 20.000 erreicht, die 1926 errichtete Betonbrücke zum Festland ist heute der älteste Bauteil des Bades. Der aus einem geladenen Wettbewerb hervorgegangene Nachkriegs-Entwurf der Architekten Max Fellerer und Eugen Wörle bot - nun sandfrei - Raum für 30.000 Besucher und südländisch leicht anmutende Servicebauten auf mehreren Ebenen, darunter die legendären "Turmkabanen", die als eines der klassischen Motive Wiener mittelständischer Freizeitkultur gelten dürfen. Die gesamte Anlage wurde vor wenigen Jahren denkmalpflegerisch vorbildlich saniert. Viel mehr als die Architektur dokumentiert die Ausstellung des Wien Museums aber das Sommerleben auf der Insel im Laufe der Jahrzehnte, mit historischen Badekostümen aus der hauseigenen Modesammlung, Plakaten, Werbeprospekten, Couplet-Texten und präparierten Fischen aus dem Biotop Alte Donau.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Am Gänsehäufel - Ein Strandbad wird 100
19.07 - 07.10.2007

Wien Museum
1040 Wien, Karlsplatz
Tel: +43 1 5058747-0, Fax: +43 1 5058747-7201
http://www.wienmuseum.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 09-18, Sa, So 10-18 h


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