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Social Sectors: Language is a virus

Obwohl politische Kunstbegriffe bereits in den 90er Jahren zu den gängigen Schlagwörtern zählten, blieb die Resonanz staatlicher oder regional subventionierter Ausstellungshallen gering. Mit Ausnahme der Kunsthalle Exnergasse, die aus ihrer Low-Budget-Misere heraus das Konzept entwickelte, das Jahresprogramm durch öffentliche Ausschreibungen zu gestalten. Mittlerweile ist die Exnergasse zur beliebten Anlaufstelle für internationale Projekte geworden, die vor allem aus dem kollektiven Engagement der beteiligten KünstlerInnen resultieren. Die Akteure von \Social Sectors\, Andrea Geyer, Sharon Hayes, Ashley Hunt, Emily Jacir, Cristóbal Lehyt, Lana Lin, Katya Sander, sind AbgängerInnen des Whitney Independent Study Programms. Ihre soziologisch ausgerichteten Projekte werfen die Frage nach der ethnografischen Dimension gegenwärtiger Kunstpraktiken auf. Videoinstallationen und Textmontagen bilden die Medien zur theorielastigen Ausdifferenzierung unterschiedlicher kultureller und linguistischer Grammatiken. Dass die Regulierung von sozialen Räumen, in denen gelebt wird, durch Sprache erfolgt, wird eindrucksvoll im Projekt von Katya Sander demonstriert. Sie setzte nach langen Diskussionen durch, dass die nicht ins Dänische übersetzbaren türkischen Begriffe Kahve und Kulüp ins dänische Wörterbuch aufgenommen wurden. Als soziale Treffpunkte schreiben sich Kahve und Kulüp nun durch Beschilderungen ins Stadtbild Kopenhagens ein. Ein dunkles Kapital der amerikanischen Geschichte rollt Ashley Hunt auf: Die US-Sklavenwirtschaft. Die Installation gewinnt politische Brisanz durch die derzeit eingeforderten Sammelklagen von Nachfahren der Sklaverei für die an ihren Vorfahren verübten Verbrechen. Für den Zugang zur Ausstellung kann nur empfohlen werden, bei Jacques Derridas \Des Tours de Babel\ nachzuschlagen. Die Ausstellung bietet subtile Anregungen, darüber zu reflektieren, wie stark die universelle Sprache des neoliberalen Marktes von westlichen Werten getragen wird und dass selbst feministische Konstruktionsmodelle nicht davon ausgeschlossen sind.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Social Sectors
12.03 - 20.04.2002

KEX Kunsthalle Exnergasse
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
https://www.wuk.at/kunsthalle-exnergasse/
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr


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