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Glanz und Elend eines Jahrhundertkunstsommers

Der Glanz wurde von den Medien im Vorfeld verbreitet - mächtig und glorios. Nichts könne Venedig, Basel, Kassel und Münster an Qualität und Quantität Paroli bieten. Nichts und niemand. Alle Kunstgötter und -göttinnen wurden unisono in den Himmel gejubelt. Aber nur Samuel Keller durfte auch nachruflich dort selbst verweilen. Und natürlich Kaspar König - dessen Ruf war denn doch schon zu museal. Bereits einen Tag nach der Eröffnung konnten die medialen Schnellschauer und Flinkschreiber die gehypten Kunstgötter nicht nur auf die Erde zurückzerren, sondern gleich auch vehement in den Hades verstoßen. Plötzlich und selbstverständlich waren Venedig und Documenta in deren PC`s nur die bereits sich schon längst abzeichnenden chaotischen Jämmerlichkeiten. Und noch nie war das Dargebotene so fad, so schlecht, so nichts sagend, so unzulänglich, so fern jeder Kritisierbarkeit wie das diesmal Dargebotene. Roger M. Buergel - ein einziger an Catherine David erinnernder unbedeutender, durch und durch größenwahnsinniger Looser, Ruth Noack eine nicht einmal erwähnenswerte Versagerin, Robert Storr ein vergangenheitsanhänglicher Jenseitsdesteicheskunstbarbar, die Künstlerinnen und Künstler unwichtig bis erbärmlich bis kitschig (selbstverständlich mit den jeweils üblichen drei Ausnahmen - zweimal männlich einmal weiblich). Das erwartete/ersehnte 100tägige Kunstereignis wurde von den sich kunstsachverständig gebenden Medien sofort vom kurzfristig gehypten Vorgeschreibsel zur katastrophalen Realität down gegradet. Damit alle nach zwei Tagen endlich und so schnell wie möglich zur medialen Alltagsunkultur zurückkehren konnten. Während der restlichen 98 Tage bräuchten sich mit diesem verunglückten Jahrhundertkunstsommer ohnehin nur mehr die Unbelehrbaren beschäftigen. Die Lehre daraus: Nichts ist einfacher als etwas hochzujubeln was man noch nicht kennt. Und nichts ist vergnüglicher als das endlich Gesehene genüsslich zu verdammen. Der nächste Jahrhundertkunstsommer kommt bestimmt. Der Glanz wird vorher und das Elend wird nachher medialisiert. Eh wie immer.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
nichts gelernt
viktor bucher | 05.07.2007 06:54 | antworten
es gibt halt manche, die verbleiben - wie der autor - in seiner kleinteiligen, unveränderbaren sicht der dinge. und das ist es dann aber auch. dann lässt man sich auf nix ein und nix neues, anderes an sich heran. und genau das war eben das eigene der diesjährigen documenta. letztenendes spiegelt diese mediokre sicht der aussenwelt auch das galerieprogramm wider.
?????
Manfred M. Lang | 10.07.2007 06:42 | antworten
irgend wie und was weiß ich warum haben sie etwas ganz anderes gelesen, als ich geschrieben habe - vielleicht ein vorurteil??? :-)

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