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Ursula Hübner, Haruko Maeda - Look at Me!: Unterhaltsam wenn nicht problemlos

Picasso liebte es, das Gesicht einer Frau ausdrucksstark bis furchterregend wie eine afrikanische Maske aussehen zu lassen. Die Surrealisten versteckten es hinter dem Zauber und der Unheimlichkeit entfremdeter animalischer Lebewesen. Die anderen Teile des Frauenkörpers versetzten sie ebenfalls in alptraumhafte Bewegungszustände. Aus Protesthaltung gegen den kleinbürgerlichen Traum. Nun inszenieren heutzutage die Künstlerinnen selbst im Zuge einer gesellschaftkritischen Inversion die weibliche Subjektivität samt ihres Regimeblicks in Form solcher prekären und rätselhaften Handlungen, in denen sie selbst oder ihre Zwillingsschwestern in einem isolierten Bildraum wie auf einer Theaterbühne auftreten. In Österreich ist Ursula Hübner eine wohl herausragende Vertreterin dieser Position. In der Präsentation "Look at me!" oder eigentlich "Look at us!", die im Rahmen der diesjärigen 26. Goldegger Dialoge mit dem Titel "Kraft der Beziehung- Bindung, Freundschaft, Resonanz" stattfindet, trifft Hübner auf eine attraktive Mitspielerin aus einem anderen Kulturkreis: die junge, selbstbewußte Malerin Haruko Maeda aus Japan, die noch bei ihr an der Linzer Universität studiert. In der Ära des Post-Feminismus verbindet beide Künstlerinnen trotz des mehr als zwei Jahrzehnte grossen Alterunterschiedes einiges. Die von ihnen unterschiedlich collagenartig konstruierten (Frauen)Bilder, in denen Bedrohung, Angst und Schrecken sowie andere psychische Unpässlichkeiten die soziale Position der Frau in der heutigen Welt im wesentlichen Maß widerspiegeln, sind nicht nur so unterhaltsam, smart und problemlos, wie sie zu erscheinen mögen oder wir sie sehen möchten. Die kleinformatigen Bilder von Hübner, die Frauengestalten öfters in einer unbequemen oder klaustrophobischen Situation eines "The world of Interieurs " oder "Outside" nahezu zum Verschwinden bringen, berühren die Probleme des Leidens, der latenten Ohnmacht oder der erotischen Ästhetisierung der Gewalt in der heutigen Medienwelt (z.B. Blutspuren, Zeichen der Flucht). Sie drücken metaphorisch die Angst vor der ein für alle Mal aufgezwungenen Rollen und Verhaltenmuster aus. Immer wieder taucht in Hübners Mikrodramen ein großäugiges verschrecktes Mädchen auf, dessen Unschuld angesichts einer rätselhaften Situation gefährdet scheint. Maeda malt Großformate auf eine feine altmeisterliche Art mit lieblich anmutenden Chimären, die in Erinnerung an die künstlichen japanischen "Aibos" "My Pets" heißen. Im Gegenteil zu ihrer Professorin sind Maedas "Süsse Kreaturen" die einzigen Subjekte ihrer etwas mythologisierenden Bildfantasien. Bloß die Augen ihrer die ganze Bildfläche füllenden Geschöpfe lassen dahinter den Blick des "Anderen" vermuten. Wird die Frau in unserer globalisierten Welt immer noch mit "dem Anderen" resoniert und in ihrer "Weiblichkeit" auch als Künstlerin eingeengt?
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Ursula Hübner, Haruko Maeda - Look at Me!
06.06 - 01.07.2007

Schloss Goldegg
5622 Goldegg, Hofmark 1
Tel: +43 6415 8234-0 , Fax: +43 6415 8234-4
Email: schlossgoldegg@aon.at
http://www.schlossgoldegg.at


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