Werbung
,

Die Schöne und das Ungeheuer - Geschichten ungewöhnlicher Liebespaare: Kunsthistorischer Gender Clash

So alt wie die Liebe und die mit ihr verbundenen Komplikationen ist das Thema, dessen sich die Residenzgalerie in ihrer Sommerausstellung annimmt. Ausgehend von dem Roman „La Belle et la Bete“ der französischen Schriftstellerin Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, verfasst während der Aufklärung, hat man sich mit dem Thema ungleicher Liebender beschäftigt. Wobei, ganz wichtig: eine (die Frau) steht dabei für das Schöne, einer (der Mann) für das Hässliche. Ein wenig verwirrend startet die Ausstellung (Kuratorin: Gabriele Groschner) mit einer Installation, die eigentlich von der Kolonialisierung des Kongo handelt. Den Großteil jedoch widmet sie mythologischen Szenen, Paarungen wie etwa jene zwischen Amor und Psyche, zwischen Venus und Vulkan oder Pan und Syrinx. Dabei wurde weniger Wert gelegt auf zugkräftige Namen (wie man dies von einer der vielen Wiener Institutionen, die sich um den Besucher- und Sponsorenkuchen balgen, erwarten müsste), sondern auf inhaltliche Kontingenz. Die Ausstellung betrachtet ihr Sujet mal in populärwissenschaftlichen Zusammenhängen anhand von Dokumentationen zu kinematografischen Großproduktionen wie etwa King Kong oder eben „The Beauty and the Beast“ aus dem Hause Disney, geht dann wieder auf den Ursprung des Märchens, die Geschichte von Amor und Psyche ein, die in Arbeiten von Pietro Liberi oder Pierre Paul Prud’hon erzählt wird. Doch auch wenn die Schau kulturhistorisch spannend ist, so kommt all das doch ein wenig zu affirmativ daher. Die Geschichte von der Schönen, die ein Ungeheuer erduldet, um von ihm geheiratet zu werden (dass es sich in einen Schönling verwandeln wird, weiß sie vorher ja noch nicht), vereint schließlich alle möglichen idealisierenden Vorstellungen von Weiblichkeit - die im Laufe der Jahrhunderte zu einem gut funktionierenden System zur Unterdrückung von Frauen entwickelt wurde. Da würde man sich Saaltexte wünschen, die ähnlich differenziert sind wie so mancher Aufsatz im begleitenden Katalog. Denn einfach in das Reich der Kunstgeschichte verweisen lässt sich der Gender Clash auch wieder nicht.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Die Schöne und das Ungeheuer - Geschichten ungewöhnlicher Liebespaare
15.07 - 04.11.2007

Residenzgalerie Salzburg
5010 Salzburg, Residenzplatz 1
Tel: +43(0) 662/ 840451 -0, Fax: +43(0) 662/ 840451 -16
Email: residenzgalerie@salzburg.gv.at
http://www.residenzgalerie.at/
Öffnungszeiten: täglich 10.00 - 17.00 Uhr, Mo geschlossen


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: