Werbung
,

Aluminium - Der Glanz der Moderne: Zwischen "Landi" und Dosenpfand

Otto Wagners Postsparkasse ist wohl der optimale Ort für eine Retrospektive zum Thema Aluminium als Designmaterial. Die noch nach hundert Jahren verblüffenden futuristisch-anthropomorphen Warmluftausbläser im großen Kassensaal wurden wie die von Othmar Schimkowitz entworfenen kränzetragenden Engel auf dem Dach aus dem damals für die Architektur neuen Werkstoff gefertigt. Da Aluminium damals teurer als Silber war, konnten es sich nur wenige hochgestellte Militärs der K&K-Zeit leisten, Säbel und Helme - die sie selbst bezahlen mussten - aus dem konkurrenzlos leichten, wärmeisolierenden und korrosionsfesten Metall anfertigen zu lassen. Solche Objekte zeigt die Ausstellung, ebenso wie frühe Staubsauger, Haartrockner und Espresso-Maschinen, aber auch Soldaten-Erkennungsmarken und Gasmasken aus der Nazi-Zeit. Überhaupt begann der große Siegeszug des Aluminiums im täglichen Leben in den Dreißigern. In der neutralen Schweiz entstand 1939 Hans Corays legendärer "Landi"-Stapelstuhl, dessen schlichte Ästhetik man ohne weiteres in die Sechziger datieren könnte. Leider fehlen zum Thema Alu-Möbel ansonsten fast alle wichtigen Stationen, etwa Marcel Breuers Alu-Fauteuils, die klassischen Drehstühle von Charles und Ray Eames oder Achille Castiglionis Lampen. Sehr selektiv ist das Thema eigentlich nur mit Walter Pichlers 1966 entwickelter "Galaxy"-Serie behandelt, die sich eher im Grenzbereich zum künstlerischen Objekt bewegt. In der Nachkriegszeit begann sich das Bild des Leichtmetalls bereits zu wandeln - Schilling/Groschen-Münzen nach Entwürfen von Michael Powolny aus dem Jahr 1946 zeugen vom zunehmend durch Preisgünstigkeit geprägten Image des Aluminiums, dessen Tiefpunkt wohl die in Prä-Recycling-Zeiten für das ökologisch Böse per se stehenden Alu-Getränkedosen und -folien darstellten. Parallel dazu war das Aluminium aber immer ein beliebter Werkstoff für Künstler, wovon, neben Pichler, etwa Arbeiten von Peter Weibel, Bruno Gironcoli und Hans Kupelwieser zeugen. Die Zukunft bleibt spannend.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Aluminium - Der Glanz der Moderne
03.07 - 01.09.2007

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: