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Die Beschädigungstherapie.

Sie muss jetzt begonnen werden. Wir haben nämlich einen neuen Staatsoperndirektor. Die Nummer 1 der Selbstbeschädiger ist einmal mehr unser Bundeskanzler. Sich mit solcher Vehemenz aus dem Fenster zu hängen und dort starrsinnig und unbekümmert so lange zu bleiben, bis er wieder mit seinem säuerlichen Sohabichmirdasohnehinimmergedachtlächeln von allen möglichen Freunden und Feinden zurückgepfiffen und -gezogen wird - das war schon ein Kabinettstückerl der besonderen Art. Dann ist natürlich auch der singende und innige Freund ein Hauptbeschädigter. Noch kaum wurde Jemandem, der überhaupt keinen Beweis oder Nichtbeweis seines Könnens ablegen durfte oder konnte, so viel Unfähigkeit bestätigt wie Neil Shicoff. Von den zahllosen beschädigten Adabeijournalisten, die schon ganz genau wussten, wer das Amt des Staatsoperndirektors wie anlegen würde, wollte, sollte oder konnte gar nicht zu reden. Sie alle sind wahrscheinlich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, beschädigt zu sein. Sie sind ja einfach nur so wie sie immer sind - abgesehen davon, dass gar keine Kulturzeit zum Denken ist. Venedig, Kassel, Basel - eh schon wissen. Die Unterrichtsministerin als vermeintliche Siegerin ist mittelfristig ziemlich sicher auch ein bissl beschädigt - denn was immer geschehen wird, wie immer das Opernprogramm aussehen und wie immer sich die Besucherauslastung entwickeln wird - sie wird Schuld sein. Und wenn die Philharmoniker herumzezzn und die Lugnerschickimickis der nächsten Jahre nicht hype genug sein werden - sie wird immer Schuld sein. Schließlich war sie es ja, die diesen Operndirektor unbedingt wollte. Oder? Domenique Meyer ist derzeit der einzige Nichtbeschädigte. Er ist außerhalb Österreichs berühmt und kann deshalb und in Verbindung mit dem hohen Überraschungspotential mehr oder weniger unbefangen zu arbeiten beginnen. Und wenn er im Laufe seiner Amtszeit nicht der Richtige sein sollte - wer hätte das schon wissen können? Die Medien vielleicht?
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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