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Farbenlust und Formgedanken - Abstrakte Wege in Österreich 1900-2000 : Aus dem Labor der Moderne

Der Aha-Effekt ist Programm. Walter Loidolts Aquarell, eine der schönsten Arbeiten der Ausstellung im Heiligenkreuzerhof, passt nicht schlecht in die Nachbarschaft zeitgenössischer Künstlerinnen wie Maria Lassnig und Franziska Ablinger. Verblüffende Erkenntnis: Die zartfarbige, subtil abgründige Arbeit stammt aus dem Jahr 1919, über den Künstler ist nichts bekannt. Vermutlich ein Student der Wiener Kunstgewerbeschule, der heutigen Universität für Angewandte Kunst, deren in den letzten zwanzig Jahren aufgebaute Sammlung der Grundstock der Ausstellung ist. Deutlich wird einmal mehr die zentrale Bedeutung der Schule nicht nur für Architektur und Design, sondern auch für die freie Kunst der Moderne. Anfang der zwanziger Jaher ging mit dem Kinetismus der Klasse Franz Cizeks aus ihr sogar ein dem Futurismus und Rayonnismus verwandter eigener kunsthistorischer Ismus hevor, der mit seinen besten Vertreterinnen Erika Giovanna Klien, My Ullmann, Fritzi Nechansky und Elisabeth Karlinsky angemessen präsentiert wird. Jede chronologische Reihung vermeidend, geht es, gruppiert nach Leitmotiven, Schlag auf Schlag weiter: kein Rorschach-Test, sondern Maria Uchatius 1903. Op Art? Nein, Josef Hoffmann 1925, Anton Hofer 1930 und Fritz von Berzeviczy 1932, allerdings eben nicht autonome Kunstwerke, sondern Flächenmuster-Entwürfe; und daher auch mit Gilbert Bretterbauer oder gar Peter Kogler nicht ohne weiteres in einen Topf zu werfen. Aber die Auswahl setzt sich das legitime Ziel, dem Betrachter den Zugang zu ungegenständlichen Kunstformen über die Ästhetik zu erleichtern. Traurig, dass das nach fast hundert Jahren abstrakter Kunst im Jahr 2001 noch nötig ist. Das ist aber sicher nicht die Schuld der \"Angewandten\".
Mehr Texte von Iris Meder †

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Farbenlust und Formgedanken - Abstrakte Wege in Österreich 1900-2000
15.04 - 21.07.2001

Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof Wien
1010 Wien, Schönlaterngasse 5 oder Grashofgasse 3
Tel: 71133-2160, Fax: +43 1 711 33-6309
Email: pr@uni-ak.ac.at
http://www.dieangewandte.at
Öffnungszeiten: Mi--Sa 14-18 Uhr


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