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Alfons Walde: Blau wie Schnee

Man hatte Spaß im Kitzbühel der zwanziger Jahre: der Skifahrer mit offenem Hemd, die Bauern, von deren kantigen Gesichtern nur die weißen Zähne zu sehen sind, und vor allem die Bäuerin mit weißer Tasche, die sie im Vorbeigehen anschäkern. Diese Figur begegnet dem Besucher der Tullner Walde-Retrospektive nicht weniger als sieben Mal; einzeln, zu zweit, im Groß-, im Kleinformat. Walde war gut beschäftigt mit der künstlerischen Aufarbeitung des winterlichen Hangouts der internationalen Hautevolée und scheute sich nicht, auf Anfrage auch Werbeplakat-Versionen, Ausschnitte oder leicht veränderte Kopien seiner Werke anzufertigen. Das Marketing besorgte sein eigener Kunstverlag; bald kamen Walde-Fälschungen auf den Markt. Als Meister der neusachlichen Darstellung der vom Menschen gestalteten Natur erweist sich Walde nicht zuletzt in den großartig komponierten Berg- und Pistenszenen mit leuchtend blauen Schlagschatten und stilisierten Staffagefiguren. Die Präsentation im Minoritenkloster verzichtet erfreulicherweise weitgehend darauf, die 180 teils erstmals ausgestellten Bilder hinter Glas zu zeigen, was besonders den pastosen Arbeiten der dreißiger Jahre sehr zugute kommt. Gezeigt wird aber auch der unbekannte Walde der Frühzeit, der studierte Architekt und unverkennbare Freund Egon Schieles, Bewunderer Gustav Klimts und Liebhaber der Frauen, die bevorzugt als Akte mit Strapsen und Pelz im schwülen Ambiente von Boudoirs und Nachtclubs vorkommen. Aus den zwanziger Jahren stammen ein skurriles Pisten-Pinup im bunten Bodystocking und die Darstellung zweier verloren zwischen Wintersportlern posierender Damen in Pelzmänteln: große Welt in Tirol.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Alfons Walde
19.04 - 01.07.2001

Rathaus / Minoritenkloster Tulln
3430 Tulln, Minoritenplatz
Tel: +43 2272 61915, Fax: DW 34
Email: stadtamt@tulln.gv.at
http://www.tulln.at
Öffnungszeiten: Do-So 10-17 h


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