Werbung
,

Früh verstorben, hoch gehandelt

Die Adresse Rue Gabrielle 49 ist ein Stück Kunstgeschichte: Eine Gedenktafel erinnert an das erste Atelier Picassos in Paris. Später, im Jahr 1908, zog der Aachener Maler Hanns Bolz dort ein. Anders als dem Spanier blieb ihm der Weltruhm allerdings versagt. Am mangelnden Talent dürfte es nicht gelegen haben. 1885 geboren, stand Bolz zu diesem Zeitpunkt am Beginn einer vielversprechenden Karriere. So stellte er 1909 zusammen mit den Künstlern der "Brücke" aus. Er nahm regelmäßig an den Pariser Herbstsalons teil, an der Kölner Sonderbundausstellung 1912, und auf der wohl spektakulärsten amerikanischen Kunstausstellung vor Miami Beach, der Armory Show 1913 in New York und Chicago, war er mit vier Arbeiten vertreten. 1914 wurde er jedoch gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs durch Gas so schwer verwundet, dass er zunächst teilweise erblindete und 1918 starb. Doch auch das schmale OEuvre überzeugt durch eine rasante Entwicklung von einem gedämpften Expressionismus über den Kubo-Futurismus hin zur reinen Abstraktion. Sein "Männlicher Kopf", den Van Ham im Katalog zur Auktion "Moderne und Zeitgenössische Kunst" am 6. Juni in Köln anbietet (Lot 72/Taxe 25.000 Euro), wirkt wie Raum gewordene Malerei der Zeit. In der ruhigen Symmetrie der Gesichtszüge klingt dazu die archaische Plastik der Antike an. Die wenigen verfügbaren Werke von Bolz sind begehrt. Von den lediglich elf bei Artnet aus allen Sparten verzeichneten Arbeiten kommt das teuerste immerhin auf 170.000 D-Mark netto. Der gipserne Kopf, der jetzt angeboten wird ist möglicherweise Modell für eine kleinere Bronzeversion, die 1991 bei Lempertz in Köln für 21.000 D-Mark verkauft wurde. Zu den Höhepunkten der Auktion im Zeitgenossenbereich gehört ein unbetiteltes Gemälde Gerhard Richters aus dem Jahr 1970 (Lot 555/Taxe 120.000 Euro), das den Eindruck erweckt, es handele sich dabei um ein "Wolkenbild", in dessen Bildmitte sich ein breiter horizanteler Pinselstrich aus einer "Vermalung" verirrt hat. Moderne und Zeitgenössische Kunst 6. Juni 2007, ab 10 Uhr
Mehr Texte von Stefan Kobel

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: