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In den Einzelausstellungen in den Galerien der Eschenbachgasse stellen drei Künstler aus, die unterschiedlichen Generationen der heimischen Kunstszene angehören. Peter Kogler nimmt hier die mittlere Position ein: zwischen dem Global Player Franz West, der Die Macht der Frauen derzeit reloaded, und dem stets mutigen in geschlechtlicher Selbstentblößung arbeitenden Fotografen Matthias Hermann. Mit West hat er gemeinsam Arbeiten produziert, für eine Kooperation mit Hermann fehlt ihm der Drang zur Selbstdarstellung. Wenn es aber um die Kraft der Inszenierung der Körpermetaphorik und der Leere geht, unterscheidet sich der Tiroler Autodidakt grundsätzlich von beiden vorab erwähnten Formalisten: sein coporate design bilden Gehirn- und Darmstrukturen und das funktionale Wissen um digitale Netzwerke urbaner Individuen in der zeitgenössischen Massengesellschaft, das er mit bemerkenswerter Effizienz und mittels oft brutaler graphischer Visualisierungskomponenten umsetzt. Die physische Erfahrbarkeit seiner Werke stößt dabei (wörtlich) an die Schmerzgrenze, womit er Aufforderungen der heutigen Skulptur vorweggenommen hat. Koglers Kunstuniversum kommt auch dort am Besten zum Ausdruck, wo es sich um ortlose Umschlagplätze wie Bahnhöfe, Stiegenhäuser oder temporäre Großausstellungen wie die Dokumenta oder die Expo, die man schnell wieder verlassen möchte, handelt. Er arbeitet mit Fragen zur Evolution und Verhaltensforschung und verwendet ihre universellen Symbole wie sozial agierende Tiere oder für Kommunikationsströme stehende Röhrenmotive, die er dann auf allen erdenklichen Alltagsutensilien wie Vorhänge, Tische oder Lampen als "leichte Zeichen" drucken lässt. Und so laufen in der Ausstellung hinter seinem Vorhang mit Röhrenmustern bedruckt weiße Ratten ihre Schleifen, die mittels Video auf den Fußboden projiziert werden, hin und her und damit auch über den Körper jeder/s Besuchers/in. Ein Stück alte Utopie über die Überwindung einer Gliederung des Animalischen und Humanen durch eine anthropologische Maschine mag hier noch gelten. Trotzdem geht es in seinem post-pop-opartigen Kunstkontext weiter: Das Herzstück der Show bildet eine Collage auf einem Tapezierertisch - auf dem zwei kleine aber schwere Aluminiumskulpturen im sicheren Abstand voneinander funktional bezogen zueinander liegend hervorstechen: eine Weltkugel und ein Gehirn als vergleichbare auf ihre kunstvollen Oberflächen ähnlich modellierten Geschöpfe - Grundmodule. Gewagte Idee!
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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