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Lois und Franziska Weinberger - Feldarbeit: PICK UP AREAS 1989 - 2007: Ideen säen.

Wo sich Kunst die Natur zunutze macht, ist mit Eigendynamik zu rechnen. Unfreiwillig liefert dafür die documenta 12 einige Beispiele: Das von Sanja Ivekovic gepflanzte Mohnfeld auf dem Kasseler Friedrichsplatz will und will nicht erblühen, vor Schloss Willhemshöhe müht sich der thailändische Künstler Sakarin Krue-On mit mitteleuropäischem Reisanbau. Vor zehn Jahren, auf der documenta X, ließ Lois Weinberger ebenfalls importierte Ruderalpflanzen entlang eines Bahngleises Wurzeln schlagen. Dass ihm dabei mehr Glück beschieden war als den diesjährigen documenta-Teilnehmern, mag an sorgfältiger ausgewähltem Saatgut liegen. Oder aber an Weinbergers Idee von Feldarbeit. Seine Gärten, die er seit 1999 gemeinsam mit Ehefrau Franziska Weinberger bestellt, sind eigentlich als Gebiete zu verstehen: Unaufgeräumt, provisorisch - und offen für die sich reibenden Kräfte von Zivilisation und Natur. Die Künstler zieht es auf der Suche nach solchen Arbeitsräumen bevorzugt an Stadtränder, auf Müllhalden, in Schottergruben oder aktuell ins Hochwassergebiet: eine ehemalige Spiegelfabrik in Gars am Kamp. Zu zeigen, was sie dort treiben, ist das Anliegen des aut, das mit "Feldarbeit: Pick Up Areas" eigentlich "keine Kunstausstellung im klassischen Sinn" bieten will. Derer würde es im Herbst zum 60. Geburtstag von Lois Weinberger ohnehin genügend geben. Trotz des dokumentarischen Ansatzes hat das Künstlerpaar dem aut aber schon auch eine gärtnerische Werkschau verpasst. Und - man ist schließlich im Architekturforum zu Gast - am Gebäude gearbeitet: Im ehemaligen Adambräu wurden die Holzbohlen über einer der einstigen Sudkessel-Öffnungen entfernt, ein Bauzaun schützt vor Absturz und darf sich jetzt Skulptur nennen. Nun von oben einsehbar, zeugt im Raum darunter ein Sammelsurium an Wanderstöcken, Fotografien und Landkarten von künstlerischen Expeditionen. Lois und Franziska Weinberger sammeln, säen und beobachten - sie nutzen Gebiete als Archiv wie auch Labor. Forschung findet aber auch im öffentlichen Siedlungsraum statt, wo gewollter Wildwuchs wahre Krisen auszulösen imstande ist: Ein 1999 installierter Stahlkäfig vor der Innsbrucker Universität für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sorgte einst für heftige Proteste. Die verkleinerte Form eines solchen "Unkrautgartens", der im aut freilich vergeblich auf hereinwehendes Saatgut warten dürfte, kann man getrost als ironischen Kommentar dazu verstehen.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Lois und Franziska Weinberger - Feldarbeit: PICK UP AREAS 1989 - 2007
29.06 - 08.09.2007

aut.architektur und tirol
6020 Innsbruck, Lois Welzenbacher Platz 1
Tel: 0043-512-57 15 67, Fax: 0043-512-57 15 67-12
Email: office@aut.cc
http://www.aut.cc
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Do 11-21, Sa 11-17 h


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