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Beste aller Frauen - Weibliche Dimensionen im Judentum: Frauenhandel-Expertinnen und Salondamen

Wenn es um den Islam geht, wird selbst der reaktionäre Teil der männlichen ÖVP zu einem Hort des Feminismus - von den Blauen und Orangen gar nicht zu sprechen. Das Kopftuch unterdrücke die Frauen ganz massiv, hört man bisweilen gerade von jenen, die 52 Prozent der Bevölkerung am liebsten auch heute noch hinter den Herd verbannen würden. Abgesehen davon, dass sich die hochkomplexe Diskussion um die Rolle von Frauen im Islam nicht mit ein paar Wortspenden abhandeln lässt, erinnert auch die Verquickung von Antifeminismus und Antisemitismus - die mit Otto Weininger nicht gestorben ist - an genau dieses Muster. Dass Frauen im Judentum alles andere als arme Hascherln sind und waren, demonstriert eine spannende Ausstellung im Jüdischen Museum Wien (Kuratorinnen: Gabriele Kohlbauer-Fritz, Wiebke Krohn). Unterschiedliche Aspekte werden an konzentriert und sorgsam angeordneten Objekten (Ausstellungsarchitektur: Nicole David, Natalie Neubauer) sichtbar gemacht. Nicht immer handelt es sich dabei um die Rolle von Frauen im religiösen Kontext - wie etwa jene der Miriam, die in einer schönen Haggada erscheint oder die der Rabbinerinnen. Sondern auch um die für die Emanzipation so wichtigen Salons von Jüdinnen, wie sie von Fanny Arnstein oder Cäcilie von Eskeles betrieben wurden. Gemälde (etwa ein Porträt letzterer von Friedrich von Amerling) und Autografen erzählen die Geschichten jener Frauen, die eher dem assimilierten Judentum entstammten oder sich später taufen ließen. Und dass sich Bertha Pappenheim, bekannt geworden als Freuds "Hysterikerin" Anna O., nach ihrer Selbsttherapie mit Frauenhandel und Prostitution beschäftigte und ein Waisenhaus für jüdische Mädchen leitete, wussten bisher wohl die wenigsten. Neben all diesen positiven Frauengestalten taucht - allerdings räumlich im Abseits - eine negativ konnotierte auf: Lilith, die "erste aller Frauen" wurde einem Mythos zufolge nach Adam geboren; nicht willens, sich dessen sexuellen Begehrlichkeiten unterzuordnen, hat sie ihn verlassen und mordet seither Neugeborene - wovon prachtvolle Amulette zu ihrer Abwehr zeugen. Zwar verwirrt die Ausstellung manchmal mit ihrer thematischen Fülle - andererseits vermittelt sie aber gerade dadurch ein differenziertes Bild zu einem Thema, dessen Komplexität Sorgfalt verlangt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Beste aller Frauen - Weibliche Dimensionen im Judentum
16.05 - 18.11.2007

Jüdisches Museum Wien
1010 Wien, Dorotheergasse 11
Tel: +43(1) 535 04 31, Fax: +43(1) 535 04 24
Email: info@jmw.at
http://www.jmw.at
Öffnungszeiten: So-Fr 10-18, Do 10-20 Uhr, Sa geschlossen


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