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Art Brussels 2007: Keine Häppchen, keine Klagen

Die ArtBrussels ist die ungekrönte Königin der Messen im April Die einzigen Klagen auf der Artbrussels kommen von der sprechenden Einkaufstüte des Tschechen Kristof Kintera: "It`s so cheap... It`s all crap" und dergleichen jammert kinetische Objekt vor sich hin. Ansonsten herrschte auf der Vernissage am Donnerstag eitel Sonnenschein. Die stärkste Kunstmesse des Rheinlands findet in Belgien statt. Trotz des fulminanten Auftakts ist die DC in Düsseldorf eben doch ein Leichtgewicht gegen eine der ältesten Verkaufsschauen für Kunst, und die Art Cologne gerät immer mehr zu einem lebenden Leichnam, dem die Verschiebung ins Frühjahr zumindest zum Auftakt nicht gut getan hat. Das älteste Recht auf den Apriltermin hat immerhin die ArtBrussels. In ihrer 25. Ausgabe sind die Brüsseler gut aufgestellt für jegliche Konkurrenz. Knapp zwei Autostunden vom Rheinland entfernt zeigt die konsequent zeitgenössisch orientierte Veranstaltung einem internationalen Publikum ebensolche Kunst. Von den rund 150 teilnehmenden Galerien stammen nur 30 aus Belgien. Die wohlhabenden und als extrem sachkundig geltenden Besucher nehmen das Angebot dankbar auf. Obwohl viele Geschäfte erst am letzten Tag gemacht werden, gab es bei den Ausstellern schon zur Vernissage strahlende Gesichter, auch und gerade bei den zahlreichen Galerien, die gleichzeitig in Köln ausstellen. Ein Galerist, der namentlich nicht genannt werden möchte, bemerkte teils erfreut, teils resigniert, dass er mit Brüssel seine Teilnahme in Köln quersubventioniert. Andere machen an beiden Standorten gute Geschäfte. So auch die Kölner Kudlek van der Grinten, die in Brüssel bereits zwei Stunden nach Eröffnung acht Zeichnungen von Alexander Gorlitzki à rund 1.500,- Euro sowie eine der etwas beklemmenden Skulpturen von Simon Schubert zu 13.500,- Euro vermittelt haben. Den Unterschied macht allerdings die Stimmung: "Hier ist das Publikum super. Die Atmosphäre ist prickelnd", freut sich Martin Kudlek. Und das übrigens ganz ohne Häppchen und Freibier. Herrmann + Wagner aus Berlin freuen sich über den Verkauf von einem halben Dutzend Fotografien allein von Amerikanerin Raïssa Venables (6.000,- bis 6.900,- Euro). Der jeweiligen Sammlerschaft angepasste Akzente setzt Mario Mauroner aus Salzburg/Wien. In Brüssel gibt es Arbeiten des in Deutschland schwieriger zu vermittelnden Jan Fabre sowie eine gelochte Bronze von Tony Cragg zu 78.000,- Euro. Während Ernst Hilger nach Köln abgewandert ist, hält die Galerie Krinzinger hingegen Belgien ebenso die Treue wie Grita Insam. Zu den echten Exoten gehört die Galerie Bodhi Art mit zwei Lokalen in Indien sowie je einem in New York und Singapur. Wie fremd die indische Szene den meisten Europäern ist, zeigt das Beispiel des Galeriekünstlers Nataraj Sharma, dessen an Art Brut erinnernden monströsen "Alternate Shapes for the Earth" je 50.000,- Euro kosten. Seine nicht einmal A4-kleinen Landschaftsgemälde sind mit satten 7.000,- Euro ausgepreist und demonstrieren eindrucksvoll, welchen Stellenwert auch zeitgenössische Kunst als Mittel der Distinktion auf dem Subkontinent mittlerweile erlangt hat. Die Messe läuft - etwas ungewöhnlich - bis Montag, 23. April. Das hat Tradition. Belgische Sammler nehmen sich gern das Wochenende über Zeit, um einen Kauf zu bedenken oder ans Meer zu fahren. Erst wenn sie am Montag aus dem Büro kommen, wird kurz vor Messeende der Abschluss getätigt. Auch das trägt bei zur entspannten Stimmung. Wenn jeder weiß, dass nicht wie in London oder Miami die ersten Stunden entscheidend sind, lässt sich die Veranstaltung viel entspannter genießen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels 2007
20 - 23.04.2007

Brussels Expo
1020 Brüssel, Place de Belgique, 1, Halls 5 & 6
Tel: 0032-2-402-36-66
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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