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Art Karlsruhe / UND #2: Die Mustermesse

Karlsruhe verfügt über eine begnadete Lage. Und das nicht nur, weil das Klima milde ist und die Grenze zum Elsass im Stadtplan eingezeichnet. Geographisch liegt die Stadt exakt zwischen Köln und Basel, und ebenso würde sich auch die Art Karlsruhe als Messe positionieren wollen - in einer Linie mit der Mutter aller Messen und deren Königsdisziplin. Zum vierten Mal findet die Art Karlsruhe nun statt, diesmal mit 161 Galerien aus neun Ländern, und die Betreiber sprechen gar von einer Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen im Kunstmarkttrubel und Messezirkus suche. Und auch sonst gibt man sich mustergültig ausgeglichen. Die Schwerpunkte liegen wie gerne formuliert auf der klassischen Moderne und Gegenwartskunst, wobei ein weiterer Fokus auf Skulptur das Profil nicht wirklich zu schärfen hilft. Unausgesprochen aber auffällig ist die Konzentration auf die ganz traditionelle Trias aus Malerei, Graphik und Skulptur, nur vereinzelt trifft man auf Fotografie, ob man irgendwo jenseits der neu eingerichteten Museumsmeile, wo sich das ZKM und die hiesige Hochschule für Gestaltung präsentieren, so etwas wie ein Video sichtet, ist fraglich. Im durchaus über die Grenzen prominent besetzten Rahmenprogramm wird einmal mehr über die Verbindung von Kunst und Wirtschaft diskutiert, und Sonderausstellungen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Hier steht die tadellose COBRA-Kollektion des Ehepaares Selinka den zeitgemäß narzisstischen Anmutungen des Jungsammlers Rik Reinking gegenüber. Trotz all den Versuchen eine Balance zu finden, liegt die Stärke der Messe ganz eindeutig in der klassischen Modere und den Jahrzehnten danach, in jener Ware, die die Galerien Henze & Ketterer, Nothelfer, Westenhoff und andere zu moderaten Preisen feilbieten. Für den ganz augenscheinlich mager ausgefallenen Auftritt der bekannteren Zeitgenossen hat der Eröffnungsredner der Messe Peter Weiermair bei der Pressekonferenz eine ganz galant österreichische Umschreibung gefunden: Die Besucher wurden aufgefordert, gegenüber den Großsammlern mehr Misstrauen an den Tag zu legen, schließlich gäbe es ja auch anderes als Richter und Baselitz. Ganz offensichtlich wird dies bei dem Dutzend Positionen von Holzskulpturen, von denen manche auf den ersten Blick von Stephan Balkenhol sein könnten, alleine der in Karlsruhe lebende Meister ist nicht vertreten. Gegenmesse als Experimentierfeld Doch keine Messe ohne junge Gegenmesse. In Karlsruhe hängt sich jene Plattform zur Präsentation von verschiedensten Kunstinitiativen unter dem Namen UND zum zweiten Mal an den Messetermin. Was im letzten Jahr noch wie eine Leistungsschau der Absolventen der ansässigen Kunstakademie ausgesehen haben dürfte, hat nun nach Kräften expandiert. 28 Gruppierungen überwiegend aus Deutschland mit vereinzelten Gästen von außerhalb - Österreich ist beispielsweise mit dem Bell Street Project Space vertreten - präsentieren hier in einem aufgelassenen Autohaus eine etwas experimentierfreudigere jüngere Generation. Auch hier wird sich die Spreu noch vom Weizen trennen müssen. Aber hier ist man sich dessen immerhin bewusst.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Art Karlsruhe / UND #2
22 - 25.03.2007

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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