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Liebe Glossenfreundinnen und -freunde darf ich ihnen einen Rat fürs Leben aufdrängen - nehmen sie um Gottes Willen keine Geschenke mehr an. Vielleicht gerade noch was Selbstgeschnitztes von den Kindern - äußersten falls noch ein Goldketterl vom Herrn Gemahl. Aber hüten sie sich vor aushäusigen Geschenken. Von einer Bank zum Beispiel. Nehmen sie auf keinen Fall von einer Bank auch nur mehr irgend etwas entgegen. Nicht einmal einen Kalender oder einen Radiergummi. Nix. Sie stehen sonst am nächsten Tag schon in der Zeitung. Nehmen sie nur den Bundespräsidenten. Dieser rechtschaffene und sich stets unparteiisch äußernde Mann kriegt von einem Bankdirektor - sie wissen eh - um sage und schreibe achtundzwanzig Euro ein Weihnachtsgeschenk. Und schon steht er in der Zeitung. 28 Euro. Wegen 28 Euro ist der Ruf weg, wenn er nicht sogar noch weiter unten im Mastdarm verschwindet. Ein Milliardär kriegt Zigarren um 180 Euro geschenkt. Prompt steht er in der Zeitung. Ein Milliardär - wegen geschenkter Zigarren um 180 Euro. Dieser "Geschenkskandal" steht jetzt nicht etwa auf Seite 18 irgend eines Gratisblattels. Nein - das steht mit Schaum vor der Feder in der sich elitär gebenden Qualitätszeitung auf Seite 3. Als Thema des Tages. Ein Weihnachtsgeschenk um 28 Euro auf Seite drei. Im Vergleich dazu würden die Weihnachtsgeschenke meiner Enkelkinder ja reif für eine Schlagzeile sein. Ist ein mediengeiles Gesülze tatsächlich so wichtig? Ist das wirklich die Nachricht des Tages - gleichzusetzen mit denen aus Simbabwe, Afghanistan, Irak? Oder entrüstet ein bundespräsidiales vielleicht nicht ganz koscheres Lapidarweihnachtsgeschenk bereits mehr als das wirkliche Chaos um uns herum? Natürlich hätte es auch noch eine andere Möglichkeit gegeben, mit so einer "zugespielten Liste" umzugehen: Der "angespielte" grüne Abgeordnete hätte den grenzenlosen Schwachsinn einfach im Papierkorb und nicht bei den Medien entsorgen können. Und auf keinen Fall bei einer "Zeitung für Zielgruppe A Leser". Aber das wäre wahrscheinlich schon wieder zu viel verlangt gewesen.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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