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Kapital & Karma - Zeitgenössische Kunst aus Indien: Globalisierte Ausstellungspraktiken

Wie sehr Kunst dem Outsourcen von Kapitalströmen unterliegt und weiterhin mit dem Nationalitätenbegriff behaftet ist, davon vermittelt die Ausstellung Kapital & Karma - Zeitgenössische Kunst aus Indien ein ambivalentes Bild. Während einerseits durch die ökonomische Liberalisierung Indiens KünstlerInnen vermehrt mediale Praktiken des westlichen Kunstbetriebs ausüben, zeichnet sich in Indien durch ein Ansteigen von Nationalismen eine Zensur gegenüber einer Kunst ab, die der politischen Instrumentalisierung hinduistischer Mythologien entgegenwirkt. Die Ausstellung in der Kunsthalle bietet vor dem Hintergrund intensiver Cultural Studies eine Reflexion über den Gesellschaftswandel in Zeiten der Globalsierung. Die beteiligten KünstlerInnen Atul Dodiya, Subodh Gupta, Ranbir Kaleka oder Sonia Khurana vermögen allerdings nicht, sich dem kuratorischen Aneignungsprozess von subjektkritischen, feministischen und postkolonialistischen Positionen zu entziehen. Tom Holerts kritischer Einwurf gegenüber Just-in-time Produktionen, wie er sie in seinem Essay zum Positionsbegriff im Jargon der Kunstkritik zur Diskussion stellt, lässt sich hier bestens rekonstruieren. Während das individuelle KünstlerInnensubjekt sich immer als kompliziert und marktstrategisch unkalkulierbar erweist, sind künstlerische Positionen vom realen KünstlerInnensubjekt abstrahierbar. Angesichts von Bildern in welchen Bill Clinton und Vladimir Putin auftauchen, ist ein Engagement in Richtung Globalisierungskritik ablesbar. Ernüchternd wirken jedoch die Family Porträts von Dayanita Singh, die zeigen, wie sehr die ästhetischen Vorlieben der Upper Class von der Traumfabrik des indischen Kinos geprägt sind. Zurück bleibt der Nachgeschmack, dass dieser Lifestyle den restlichen 97 % der Bevölkerung vorenthalten ist. Die Stilfrage wird bloss dahingehend aufgeworfen, dass sich im Werk von Atul Dodiya durch ein hybrides Aufeinanderprallen von indischer Mythologie und westlicher Avantgarde ein Stilpluralismus niederschlägt, der mit dem westlichen Blick bricht.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Kapital & Karma - Zeitgenössische Kunst aus Indien
29.03 - 09.06.2002

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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